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David Camerons Flirt mit China: Schüler, lernt Chinesisch!

China im Rücken – David Cameron © Chatham House via Wikimedia Commons

Zum Abschluss seiner jüngsten China-Reise posaunte Großbritanniens Premier David Cameron, dass englische Schüler zukünftig lieber Chinesisch statt Französisch oder Deutsch lernen sollten – der Wirtschaft zuliebe. Bei Chinesen blitzt er damit ab.

 

Weltwirtschaftsführer China

 

Nicht nur Vertragsabschlüsse in Milliardenhöhe brachte Cameron Anfang Dezember 2013 aus China mit, sondern auch ein Abkommen mit dem Hanban. Das ist die staatliche Einrichtung zur weltweiten Förderung der chinesischen Sprache. Großbritannien will mit dessen Hilfe seinen schulischen Chinesisch-Unterricht massiv ausbauen und die Zahl der Chinesisch-Lehrer von derzeit 100 verzehnfachen. Im Gegenzug bildet das British Council in China bis 2016 50.000 Englisch-Lehrer aus. Das Kalkül dahinter legt Cameron selbst offen.

 

Ich will, dass sich Großbritannien an den schnell wachsenden Wirtschaften der Welt orientiert. Und das schließt ein, dass unsere jungen Leute die Sprachen lernen müssen, in denen die Wirtschaftsdeals von morgen gemacht werden. Wenn die heute Neugeborenen die Schule verlassen, wird China die größte Wirtschaftsmacht der Welt sein. Deswegen sollten wir den bisher auf Französisch und Deutsch gelegten Schwerpunkt überdenken und viel mehr Kinder zum Mandarin-Lernen bewegen.

 

Weltsprache Chinesisch?

 

Unter chinesischen Internetnutzern findet Cameron für seine Aussage kaum Zustimmung. Übel stößt den meisten auf, dass er diese Politik mit Wirtschaftsinteressen begründet und sich Chinas Regierung an den Hals werfe. „yiyuan10“ nimmt kein Blatt vor den Mund.

 

Für dieses Anbiedern gibt es nur zwei Worte – zum Kotzen!这马屁拍得就两字,恶心!

 

Da hätten sich wohl die Richtigen gefunden, meint Netizen „buhuodelaoguan“.

 

Dieser Cameron ähnelt immer mehr unserer Führung… Wenn man in China dicke Geschäfte machen will, dann braucht es diese Schmeichelei…这个卡梅伦越来越像我们领到了。。。这到中国想做多大的单子啊,需要这么巴结。。。

 

Aber wie nach England kommen, das für viele junge und auswanderungswillige Chinesen nach wie vor ein Traumziel ist? „xihaiyijian@dongman“ spielt auf Großbritanniens rigide Visa-Politik an und feixt:

 

Stellt einfach mehr Visa aus, dann gehen wir nach England und unterrichten Kinder, haha!多发些签证,我们去英国教孩子,呵呵!

 

Nur wenige beklatschen Camerons Politik. Geschichtsbewusst erinnert sich „linjinweishi“ an Chinas lang gehegten Traum weltweiten Einflusses.

 

Ein Satz aus meiner Kindheit wird endlich wahr!小时候的一句话终于要实现啦!

 

Nutzer „woaibaitusz“ malt sich einen großen Nutzen aus.

 

Das ist doch sehr gut, warum scheint kaum jemand darüber glücklich zu sein? Man stelle sich vor: Später brauchen unsere Kinder nicht mehr Englisch zu lernen, denn überall wird Chinesisch gesprochen, wie toll.这很好啊,干嘛大家好像不太乐意?想像一下,以后我们的孩子都不用学英语了,到哪儿都讲中国话,多好啊。

 

Wenn das mal nicht ein Trugschluss ist. In der Printausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 06. Dezember 2013 stichelt Christian Zaschke angesichts der parallelen Ausbildung von Englisch-Lehrern in China gegen Camerons Chinesisch-Pläne.

 

Dies wird mittelfristig dazu führen, dass mehr und mehr Chinesen Englisch sprechen – was den Briten wiederum erlauben würde, sich die Mühen des Chinesisch-Lernens dann doch zu sparen.

 

 

 

 

Zum Weiterlesen

 

David Cameron urges British students to ditch French and learn Mandarin„, The Guardian Online, 05.12.2013.

 

Kategorien: Kultur, Politik, Tags: , , , , , , , . Permalink.

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