Print Friendly, PDF & Email

Zoos in China: Traurige Pandas, grausame Pfleger und aufgeregte Netzbürger

Ein Panda, das chinesische Nationaltier, rekelt sich in einem Zoo. So sieht man es als Zoobesucher gerne. © George Lu via Flickr, tinyurl.com/ycfthctd

Zoos in China sind verrufen. Die Zustände sind desolat, kritisieren westliche Medien seit langem. Seit einiger Zeit mehrt sich jedoch auch im chinesischen Internet der Unmut über die schlechten Lebensbedingungen der Tiere.

 

Zoos sind für viele selbst hierzulande oft schrecklich anzusehen. Eingesperrte Tiere werden begafft von eisessenden Besuchern. In China jedoch sind die Zustände oftmals noch viel schlimmer. Die Tiere sind nicht selten unterernährt und leben in kleinen Betonkäfigen. Zunehmend regt sich Protest gegen diese Behandlung von Zootieren. So meint Netzbürger und Ingenieur „Kleine Orchidee“ Kao zu einem Artikel  über die Lebensbedingungen der Pandas in einem Zoo der Stadt Lanzhou (Provinz Gansu):

 

Die Pandas in Lanzhou müssen unbedingt in ihren Lebensraum zurückgebracht werden, um sich zu erholen! Pandas werden in Lanzhou nicht gut gepflegt! Sie sind ein Nationalheiligtum! China verkauft sie nicht einmal für 3 Millionen Yuan an andere Länder! Man kann nicht zulassen, dass in China einige Zoos ihre Pandas so behandeln!兰州动物园大熊猫应该收回到大熊猫基地进行检查休养!兰州不在养大熊猫!大熊猫是国宝!有的国家给三百万一只中国也不卖!不能让国内某些动物园残忍对待大熊猫!

 

Viele Tiere in chinesischen Zoos sehen nicht besonders glücklich aus, so wie dieser Braunbär. Screenshot einer auf Weibo geposteten Aufnahme von youth.cn, tinyurl.com/y9t576w7

Viele Tiere in chinesischen Zoos sehen nicht besonders glücklich aus, so wie dieser Braunbär. Screenshot einer auf Weibo geposteten Aufnahme von youth.cn, tinyurl.com/y9t576w7

 

 

Traurige Bären und erbarmungslose Menschen

 

Die Aufmerksamkeit der chinesischen Netzbürger gegenüber der artgerechten Tierhaltung geht jedoch über den Schutz des Nationalheiligtums Panda hinaus. So schreibt „Alte Knospe aus der Weststadt“, als er die Bilder von einem abgemagerten Braunbären im Internet entdeckt:

 

Das ist wirklich brutal und so ist es in so vielen Zoos in China. Die Pflanzenfresser sind fett und die Fleischfresser sind abgemagert bis auf die Knochen. Wenn der Staat nicht in der Lage ist für die Tiere zu sorgen, dann soll man sie doch einfach freilassen. Sie leiden wirklich sehr.真是畜生,中国好多动物园都这样,养食草的肥着呢,养食肉的瘦的跟骨头是的,国家养不起就放生吧,真的,它们太受罪,  

 

Der Esel und die Tiger

 

Einen besonders großen Aufruhr im Internet löste ein Video aus, in dem Wärter einen lebendigen Esel an Tiger verfütterten. Die Männer schieben das Tier in das Gehege, wo zwei Tiger es dann brutal reißen. Die Reaktionen auf Weibo waren hier sogar hasserfüllt. Weibo Nutzer „Hochebene“ ist mit seinem Kommentar, der an die psychologische Komponente des schrecklichen Vorgangs gemahnt, noch sehr gemäßigt:

 

Wenn man sieht, wie dieser lebende Esel ins Tigergehege geworfen wird, ist das so blutig, brutal und heimtückisch. Hat der Esel einen Fehler gemacht oder ein Verbrechen begangen, dass er solche Gewalt und solchen Hinterhalt erleiden muss? Ich will gar nicht von dem Unglück reden, dass den Esel ereilt hat. Aber ist nicht alleine den Esel absichtlich hinein zu stoßen schon gestört? Erfreut man sich da nicht an dem Unglück eines anderen und wird das Nehmen eines unschuldigen Lebens da nicht zur Gewohnheit?#动物园活驴被扔进老虎池#看起来,是够血腥、是够残忍、是够阴险的。驴子有错还是驴子有罪,竟然惨遭如此毒手和陷害?不说驴子的厄运与不幸,只说推驴入池的用心和用意,是不是幸灾乐祸的心理作祟,拿无辜的生命取乐成瘾又成性呢?即便是在保持或锻炼老虎的野性,也不该这样露骨的直播和这般虐弱助强。

 

HERO Li Xiang, der immerhin einen Abschluss von der Universität Harbin besitzt, möchte die Verantwortlichen dagegen sogar tot sehen:

 

Manchmal sind Menschen wirklich unmenschlich. (…) Warum fressen die Tiger nicht einfach diese Leute, sie sind schlimmer als jedes Tier. Sie sollten von einem Lastwagen überfahren werden.人有的时候真的不是人啊 连头驴都不放过 真是残忍 老虎咋不把那些人吃了 连畜生都不如 就该被大车撞死

 

Es setzt also, entgegen vieler Berichte in den westlichen Medien, bei vielen eine Veränderung im Denken über Tiere und deren Haltung ein.

 

Hoffnung auf Veränderung

 

Die Zustände in Chinas Zoos lassen viele ratlos zurück. Weibo-Nutzer „Internationales Engelsbaby kommt nach Hause“ , auf deren Seite sich besonders viele Tierfotos befinden, versucht die grausigen Orte lieber zu meiden:

 

Geht nicht ins Aquarium im Zoo. Man fühlt sich unwohl, wenn man das sieht. Tierschutzorganisationen hoffen, dass sich die Zoos in China verändern. Die Zoos behandeln die Tiere nicht gut. Viele Tiere sind hier nur Werkzeuge, um Profit zu machen. Sie wären in Freiheit wirklich besser aufgehoben.不要去动物园水族馆了,看着不舒服,动物保护组织希望中国动物园转型,他们对待动物不好,多数都是盈利的工具。真正自由多好啊。

 

„Verrottende Blüte“ wiederum empfindet es als eine Pflicht, sich mit dem Leiden der Tiere auseinanderzusetzen, wenn man schon in den Zoo geht. Sie hat eine Methode entwickelt, um einzuschätzen, wie die Tiere gehalten werden:

 

Hier ist eine Technik, um zu beurteilen, ob ein Zoo in China gut ist oder nicht. Man muss schauen, ob die Leoparden gut ernährt sind oder nicht. Das liegt daran, dass Leoparden einfach zu halten, aber auch leicht zu übersehen sind. Wenn sich die Pfleger in einem chinesischen Zoo gut um die Leoparden kümmern, dann tun sie dies sehr wahrscheinlich auch bei anderen Tieren.之前提过一个评判中国动物园好不好的技巧:看中小型猫科动物,尤其是豹子,养得好不好。因为豹子其实不难养,但就是特别容易被忽视。如果一个中国动物园把豹子养好了,别的很大几率不会差。

 

Auch wenn sich in der chinesischen Gesellschaft Zorn über die Tierquälerei breitmacht, passiert von staatlicher Seite bisher nicht viel. Die wenigen Gesetze, die es gibt, werden nicht durchgesetzt. Und genau wie im Westen sind die Zustände in den Zoos nur die Spitze des Eisbergs. Tierschutz fängt vielleicht in den Zoos an, sollte jedoch auch dort stattfinden, wo man die Tiere nicht sieht, zum Beispiel in der Massentierhaltung oder in Bärenzuchtbetrieben.

 

 

Zum Weiterlesen:

 

Shanghaiist: ‚One man zoo‘ in Chongqing horrifies netizens with its wretched conditions, cramped cages, 23.2.2017

 

South China Morning Post: Shocked visitors see live donkey fed to tigers at Chinese zoo, 6.6.2017

 

The Telegraph: Man killed by tiger in Chinese zoo after he climbed into enclosure to avoid paying admission fee, 30.1.2017

 

Neureichen-Syndrom in China? Wohlhabender chinesischer Geschäftsmann lädt zu Tigerfleisch ein

 

 

Die Macht der Niedlichkeit: Chinas Panda-Diplomatie

Kategorien: Allgemein, Deutschland, Gesellschaft, Kultur, Tags: , , , , . Permalink.

Ist Ihnen dieser Beitrag eine Spende wert?
Dann nutzen Sie die Online-Spende bei der Bank für Sozialwirtschaft oder über PayPal.
Sicher online spenden über das Spendenportal der Bank für Sozialwirtschaft(nur Überweisung über 1 Euro.)

2 Antworten zu Zoos in China: Traurige Pandas, grausame Pfleger und aufgeregte Netzbürger

  1. Pingback: Alt, älter, antik - China Nachrichten 24.06.17 vom Bambooblog

  2. Pingback: Tier- und Umweltschutz in China - China Nachrichten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.