Die Macht der Niedlichkeit: Chinas Panda-Diplomatie

Die Macht der Niedlichkeit: Chinas Panda-Diplomatie

Pandabär im Ocean Park von Hongkong © J. Patrick Fischer, via Wikipedia

Was haben die USA, Malaysia und Deutschland gemeinsam? Richtig, sie alle bekamen von China Pandabären geschenkt. Eine Geste, aus der die chinesische Regierung ihren internationalen Nutzen zieht. Aber wie kommt die Panda-Diplomatie熊猫外交 im eigenen Land an?

 

„Diktatur“, „Fälschungsweltmeister“, „Werkbank der Welt“ – Begriffe, die einem zu China schnell einfallen und die immer wieder für Kritik sorgen. Doch es gibt ein schwarz-weißes Gegenargument. Putzig, einzigartig und typisch chinesisch: der Große Pandabär. Beim Anblick desselben vergisst man doch glatt Chinas Negativseiten – so jedenfalls das Kalkül der chinesischen Regierung. Ihr Nationalschatz国宝, wie die Tiere in China auch heißen, soll unter anderem bewirken, dass neben der vielen Kritik auch Positives über China in der Weltpresse steht.

 

Es war nicht der erste Pandabär, den die Regierung zum Zeichen der Freundschaft verschenkte. Aber einer der wichtigsten. Er ging an die USA – nach dem Nixon-Shock 1972, als der damalige US-amerikanische Präsident und seine Frau überraschend die VR China besuchten. Der geschenkte Panda symbolisierte und besiegelte die Annäherung der beiden Länder zwischen denen für Jahrzehnte Funkstille geherrscht hatte. Danach gab China Pandas auch an andere westliche Länder. 1980 erhielt beispielsweise der Westberliner Zoo ein Pandapaar. Das letzte der beiden Tiere verstarb 2012. Seitdem bemühen sich die Bundesregierung und der Zoo um einen weiteren Bären.

 

Der nächste Panda in einem deutschen Zoo wird allerdings kein Geschenk mehr sein. Seit 30 Jahren werden die Tiere stattdessen für zehn Jahre verliehen. Das kostet eine Million US-Dollar im Jahr und ist an Bedingungen geknüpft. Sollte beispielsweise ein Pandapärchen im Ausland Nachwuchs zeugen, geht dieser nach China zurück. Trotzdem sind die Tiere sehr begehrt. Sie bringen den Zoos Mehreinnahmen und der jeweiligen Stadt Prestige.

 

Ein Panda spricht nicht

 

Von den rund 2.000 Pandas leben 350 in Gefangenschaft; 50 davon im Ausland. Trotzdem gibt die chinesische Regierung die vom Aussterben bedrohten Tiere weiterhin weg, um Freundschaft zu anderen Ländern zu bezeugen. So jedenfalls die Theorie. Im chinesischen Netz fragen sich allerdings einige, ob die Panda-Diplomatie auch tatsächlich einen Nutzen hat. Netizen „it_all_about_me“ beispielsweise echauffiert sich.

 

Wie viele Pandapaare haben wir schon an Amerika verschenkt? Kritisieren die Leute China deswegen auch nur einen Deut weniger? Obwohl Amerika von China so weit entfernt liegt, haben wir ihnen mehrere Exemplare von unserem Nationalschatz gegeben und vielleicht dadurch ihr Interesse an China geweckt und damit Chinas Einnahmen aus dem Tourismus etwas vergrößert.给美国送了多少对熊猫了? 人家对中国批评少了半点了吗? 不过美国离中国那么远,给他们几对国宝看看,(或许)引起他们对中国的兴趣,给中国增加些旅游收入还是可取的。

 

Und auch das Angebot, zwei Pandas nach Taiwan zu entsenden, das von Taiwan letztendlich abgelehnt wurde, betrachtet dieser Netizen als sinnlos. In den Gesprächen mit Taiwan würden die Pandabären nicht weiterhelfen, denn „diese können weder verhandeln noch schlichten. In China gibt es so viele des Sprechens mächtige Menschen und die sind (in den Gesprächen mit Taiwan) nutzlos, was soll da ein Panda ausrichten?它们既不会斡旋也不会谈判。 中国那么多会说话的人,他们都没用,熊猫就有用了?

 

Verliehene Pandas weltwirt © Nanfang Zhoumo

Verliehene Pandas weltweit © Nanfang Zhoumo

Das Geschäft mit den Pandas

 

Die diplomatische Geste eines Pandageschenks ist nur die eine Seite. Oft sind damit auch große Handelsabkommen verbunden. Man müsse nur der Spur der Pandas folgen, um zu sehen, wo die globalen Wirtschaftsinteressen des Landes liegen, sagen China-Wissenschaftler. So geschieht die Pandavergabe nach einem bestimmten Muster: Bilaterales Handelsabkommen und kurze Zeit später die Panda-Leihgabe. 2011 lieh China dem Zoo in Edinburgh ein Pandapärchen. Kurz zuvor schloss man einen milliardenschweren Handelsvertrag mit Schottland ab. Einige Jahre zuvor machte China einen Vertrag mit Australien. „Downunder“ versorgt China seitdem mit Uran und erhielt im Gegenzug zwei Pandas. Die nächste Panda-Leihgabe wird wahrscheinlich an Israel gehen. Ein mögliches Freihandelsabkommen zwischen China und Israel ist seit längerem im Gespräch.

 

Während Israel sich bereits auf die zwei Exemplare freut, erntet die Panda-Diplomatie Kritik im chinesischen Netz. Die meisten haben Mitleid mit den Tieren. „wk2014“ sorgt sich:

 

Im Nahen Osten gibt es viel Krieg. Falls der Austausch zu Stande kommt, muss Israel gut für die Sicherheit des Pandas sorgen.中东多戦事, 如果成事, 以色列耍好好保护滚滚的安全.

 

Zeitungsleserin „cracking“ findet, dass der Panda als unschuldiges Tier nur für politische und wirtschaftliche Interessen missbraucht werde.熊猫是无辜的,只是其命运不幸的被政治利益与经济利益牵扯着……

 

Und Netizen „Ningxiruoshui“ zeigt sich ebenso entsetzt:

 

Kann man mit dem Verschenken unseres Nationalschatzes nicht aufhören? (Die Pandas) werden aus ihrer natürlichen Umgebung herausgerissen und müssen ihre Gewohnheiten ändern. Lebendige Tiere werden als politisches Werkzeug missbraucht.有把国宝不停送给别人的么?被迫背井离乡,改变生活习性,活生生的动物就沦陷成了国家政治手段的工具 (...)

 

Während die chinesische Regierung also im Ausland versucht, ihr Image aufzupolieren, verliert sie durch die Panda-Diplomatie im eigenen Land an Ansehen.

 

 

 

Zum Weiterlesen

 

Israel: China ‚agrees to gift pandas‘ to Haifa zoo”, BBC, 03.12.2014.

 

Yong Yang: „Jiaozi-Diplomatie? Volksnahes Verhalten von US-Diplomaten in China“, Stimmen aus China, 11.04.2013.

 

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Eine Antwort zu Die Macht der Niedlichkeit: Chinas Panda-Diplomatie

  1. avatar Engel Berthold sagt:

    Was kostet ein Panda Bären ? auch Patenschaft eines Panda Bären ???

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