Im Februar 2017 nahm Ren Hang sich das Leben. Seit vielen Jahren schon litt der Künstler an Depressionen. Seine persönlichen Erfahrungen teilte er in einem Online-Tagebuch.
Zu fotografieren begann Ren Hang aus Langeweile, wie er selber einmal sagte. Er war fürs Marketing-Studium nach Peking gekommen, aus Changchun in der Provinz Jilin, wo er 1987 geboren wurde.
Als er dann seine erste Fotokamera bekam, fotografierte er seine Freunde im Wohnheimzimmer. Schnell entwickelte er einen eigenen Stil. Die Menschen auf seinen Fotos sind fast immer nackt und nehmen oft abenteuerliche Stellungen ein. Durch seine eigenwilligen Fotografien hatte Ren Hang viele Fans und Bewunderer, darunter zum Beispiel auch Chinas berühmtesten Dissidenten Ai Weiwei. Dieser sagte im Time Magazine, dass Ren Hangs Fotografie Sex auf eine chinesische Art interpretiere.
Im Februar 2017 nahm Ren Hang sich das Leben. Seit langem war bekannt, dass er an Depressionen litt. Sein Tod hat dem Werk des Fotografen, wie bei so vielen Künstlern, noch einmal einen enormen Aufmerksamkeitsschub beschert. Er hat in China jedoch auch noch einmal die Aufmerksamkeit auf die Krankheit Depression gelenkt, wo Schätzungen davon ausgehen, dass 100 Millionen Menschen an Depressionen leiden.
Nachdem der Tod des Fotografen bekannt geworden war, schrieb ein Netzbürger auf der Internetplattform Weibo:
Ren Hang lebte lange mit diesem Schmerz und hat über ihn geschrieben, in seinem Online-Tagebuch „My Depression“. Der Blog dokumentiert seinen Kampf mit der Krankheit und zeigt den jungen Fotografen in seinen schwierigsten Momenten, mit allen Zweifeln, mit allen Ängsten.
Wie ein Vogel ohne Flügel
Schon im ersten Eintrag von „My Depression“ 2007 lassen sich die Zweifel erahnen,
die Ren Hang plagten.
Ren Hang war immer auf der Suche. Im Juni 2016 schrieb er:
Doktor und Patient in einer Person
Mit der Darstellung seiner Depressionen hat Ren Hang einen Beitrag zum Verständnis der Betroffenen geleistet. So schreibt Netizen “Neue Erleuchtung aus den Sternen“ auf
Weibo:
Ren Hang hat als einer der wenigsten Betroffenen öffentlich gegen die zerstörerischen Auswirkungen der Krankheit angeschrieben. Zum Ende seiner Krankheit wurde Ren Hang jedoch dann selber zu erschöpft, um weiter zu machen. Der Kampf schien niemals enden zu wollen, es war keine Heilung in Sicht.
Die letzten Sätze seines letzten Tagebucheintrages vom September 2016 lauten:
Zum Weiterlesen:
Guernica: The Last Ten Entries of Ren Hang’s Depression Diary. 26.5.2017.
New York Times: Ren Hang, provocative Chinese photographer, dies at 29. 3.3.2017.
Ren Hang: My depression (auf Chinesisch). Englishe Übersetzung des vollständigen Textes: hier.
Vice: The Art of Taboo: Ren Hang. 5.9.2013.