
Hochzeitsfeier in China; Foto: Harvey Wang via Flickr.
Dem Brautpaar Geldgeschenke zu überreichen, ist in China Brauch. Geht es aber nach der Kommunistischen Partei soll sich das ändern. Ein Eingriff ins Privatleben, der bei Chinas Netzbürgern für Diskussionen sorgt.
Strafe wegen Hochzeitsfeier
„Auch, wenn ich kündigen muss, werde ich die Hochzeit meines Sohnes organisieren!“哪怕村主任不当,也要把儿子的婚礼搞起来。, sagte Herr Ma, Direktor eines Dorfes in der Provinz Shaanxi, und verließ seinen Posten, weil die Hochzeit seines Sohnes den geregelten Rahmen sprengte.
Dem Nachrichtenportal Huashangwang zufolge hat Herr Ma ca. 8000 Euro in diese Hochzeit investiert und 42 Tische aufgestellt. Dazu bekam Herr Ma fast 5000 Euro von den Gästen geschenkt. Trotz seiner Kündigung musste der ehemalige Dorfdirektor ideologische Erziehungsmaßnahmen mitmachen. „Er ist immer noch Parteimitglied“, sagte ein Parteikader dazu.
Bis Ende 2015 wurden über zehntausend Parteimitglieder bestraft, weil sie gegen die Regeln zum Begehen von Hochzeiten und Trauerfeiern verstoßen hatten. Das ist Teil der landesweiten Anti-Korruptions-Kampagne: Für die in China üblichen Geldgeschenke bei solchen Anlässen hatten Gäste, gerade von Parteifunktionären und anderen Kadern, oft Gegenleistungen erwartet.
„Extravagante“ Hochzeiten
Nach dem Erlass der KPCh dürfen Parteimitglieder ihre Bankette nur in bestimmten Umfang organisieren. Konkrete Kriterien gab die Zentralregierung jedoch nicht bekannt. Jede Stadt oder Region setzt eigene Maßstäbe. Die Provinz Hunan beispielsweise beschränkte die Anzahl der Hochzeitsgäste auf 200.
„In den Dörfern ist man gar nicht in der Lage, bei einer Feier zu verschwenderisch zu sein. Es soll einfach eine schöne Stimmung sein.“(...)农村办喜事哪有浪费一说?图的就是个热闹。(...) , sagte der chinesischen Netizen „Lan Ge Shao Mai“ auf Weibo.
„Ich verstehe die sogenannte Anti-Korruption-Kampagne nicht mehr. Normale Bürger haben doch das Recht, Hochzeiten für ihre eigenen Kinder zu organisieren. Aber ein Beamter im Dorf darf das nicht….“现在真是越来越看不懂政府的一些所谓的反贪污反什么的,,,普通公民都有自由为自己儿女嫁娶办婚宴酒席的,然而就算只当了个村官的都不能为自己儿女办..., kommentierte ein Weibo-Nutzer, der „dein lächelndes Gesicht ist unscharf“ heißt.
Allerdings ist es eine Tatsache, dass manche Leute sehr viel in ihre Hochzeitsfeier investieren. Weibo-Nutzer „schöne 73“ erzählte von seinem Erlebnis:
Zwang der Geldgeschenke
Seit langem sind Geldgeschenke Tradition bei Hochzeitsfeiern in China. Mitfeiernde Gäste müssen rote Umschläge, die mit Geld gefüllt werden, dem Brautpaar übergeben. Gegengeschenke spielen eine große Rolle für zwischenmenschliche Beziehungen: Es wird erwartet, dass der Gastgeber sich für das Geldgeschenk revanchiert, sollte er einmal bei einem seiner Gäste eingeladen sein. Vor allem junge Leute beschweren sich darüber, dass der Brauch der Geldgeschenke zu viel Druck erzeugt. Weibo-User „Wang Feng 7368“ kommentiert daher:
Und Netzbürger „Jio Sang“ schreibt auf seinem Mikroblog:
Wieviel Geld ein Gast in einen roten Umschlag steckt, richtet sich auch nach den Ausgaben eines Gastgebers. Viele Netizens glauben, dass Geldgeschenke von Gästen mindestens die Kosten der Feier abdecken müssen. Den Fall des Herrn Ma aus Shaanxi kommentiert ein Netizen auf der Socia-Media-Plattform Douban daher so:
Laut der staatlichen Nachrichtenseite Xinhuanet finden manche Netizens, dass die Verbote der Partei unmenschlich seien. Andere meinten, dass Hochzeiten private Dingen sind, und die Partei kein Recht hat, sich einzumischen. 有的人对禁止大操大办、收受礼金“禁令”不以为然,甚至认为规定“不通人情”;还有的干部认为红白喜事是个人私事,组织上“管不着”。 Für viele ist die Hochzeit der Höhepunkt des ganzen Lebens, der nun immer mehr Sorgen mit sich bringt.
Zum Weiterlesen:
Lisa Krauss: „Chinesische Hochzeiten – Eine Frage des Geldes“, Stimmen aus China, 29.07.2013
„Chinese Communist Party explains wedding and funeral rules„, BBC 19.02.2016
Nina Trentmann: „Hochzeit auf Chinesisch“, Welt am Sonntag, 04.11.2012.
Beitragsbild: Harvey Wang via Flickr.