Habemus Papam! Auch in China? – Reaktionen auf den neuen Papst Franziskus

Habemus Papam! Auch in China? – Reaktionen auf den neuen Papst Franziskus

Papst Franziskus bei seiner Amtseinführung. Wird er auch auf China zugehen? © Fczarnowski auf Wikimedia Commons

Chinas staatlich kontrollierte Kirche, der 5,3 der geschätzt 13 Millionen Katholiken des Landes angehören, erkennt die Autorität des Papstes nicht an. China und der Vatikan unterhalten offiziell keine diplomatischen Beziehungen. Kann Franziskus  einen Fortschritt bewirken? Welchen Eindruck haben Chinas Netizens von der Papstwahl?

 

Seit dem 13. März 2013 ist Jorge Mario Bergoglio geistliches Oberhaupt von mehr als einer Milliarde Christen weltweit. In der Volksrepublik China hatte sich die so genannte Katholisch-Patriotische Vereinigung jedoch schon 1957 vom Vatikan losgesagt und ernennt seither eigene Bischöfe. Sie ist dem Staatlichen Amt für religiöse Angelegenheiten unterstellt. Andere katholische Kirchen werden vom chinesischen Staat nicht anerkannt. Häufig berichten sie von Behördenschikane und agieren deshalb meist im Untergrund.

 

Hoffnungsträger oder „Wirrkopf“?

 

Für Blogger „laserdai“ liegt es an Papst Franziskus, die Probleme mit China durch ein größeres Entgegenkommen zu lösen.

 

Der Vatikan sollte die diplomatischen Beziehungen mit der Republik China (Anm. d. Ü.: Taiwan) abbrechen und stattdessen mit der Volksrepublik zusammenarbeiten und diplomatische Beziehungen aufnehmen. (…) Wenn dieses grundlegende Hindernis erst einmal beseitigt ist, sollte es kaum noch größere Schwierigkeiten geben. Die Einsetzung und Abberufung von ein paar Bischöfen ist nicht das Kernproblem (…) Mal sehen, ob dieser 76-jährige alte Herr und neue Papst diesmal etwas klüger ist oder genau so ein alter Wirrkopf (wie seine Vorgänger).(…) 梵蒂冈应该取消跟中华民国的外交关系,和中华人民共合作建立外交关系。(…)扫清楚了这个基本障碍,后来就几乎没有更大问题了,几个主教的任免都不应该是核心问题(…)就看这次这位76岁的新教皇老先生是有点聪明还是一样老糊涂虫!

 

deo632p1d” macht deutlich, dass die Probleme im Grunde tiefer liegen und eine rasche Annäherung zwischen Peking und dem Vatikan unwahrscheinlich ist.

 

Chinas zahlreiche patriotische Katholiken haben sich für den Weg entschieden, eigene, selbstbestimmte und autonome Kirchen zu führen. (…) Diese Organisationen werden von der Obrigkeit* anerkannt, finanziell unterstützt und verwaltet.中国广大爱国天主教徒决心走独立自主办教会的道路。(…) 这些组织得到*河蟹*承认、*河蟹*资助、也接受*河蟹*的行政管理。

 

Auch ein Christ, der sich „Güte über Güte“ nennt, meldet sich zu Wort. Er legt Franziskus eine Liste von Vorschlägen zur Kirchenreform ans Herz. Seine Argumentation untermauert er mit Bibelzitaten.

 

Wenn ich der neue Papst wäre, würde ich sofort das Priesterzölibat abschaffen. (…) Ich würde Martin Luther sofort heilig sprechen. (…) Ich würde das „monarchische“ Vorrecht des Papstes und des Vatikans sowie die päpstliche Unfehlbarkeit abschaffen. (…) Ich würde meine Absicht verkünden, in Rente zu gehen, da ich schon 76 bin. Ich würde wollen, dass ein jüngerer, kräftigerer Mensch die katholische Kirche mit ihren mehr als eine Milliarde Gläubigen leitet. Denn in der Bibel heißt es tatsächlich: „Unser Leben währet 70 Jahre. Wenn man kräftig ist, kann man auch 80 erreichen.“假如我是新教皇,我立马要做的就是废除神父独身制度。(…) 我会马上为马丁•路德封圣。(…)我会废除天主教教皇和凡蒂冈的“君主”特权体制和教皇无误论(…)我马上就宣布我的退休计划,因为已经76岁高龄了。要让更年富力强的人来领导有超过十亿信徒的天主教。圣经确实说,“我们一生的年日是七十岁,若是强壮可到八十岁”。

 

Netizens fordern Demokratie bei der Papstwahl

 

Auch von „Der kleine Soldat“ erfährt die Kirche Zuspruch. Er lobt den Zusammenhalt und die Selbstlosigkeit, die die Kardinäle bei ihrer Wahl geleitet hätten.

 

Bevor sie den neuen Papst wählten, mussten die Wahlgruppen zu einem grundlegenden Konsens gelangen. Diese Fähigkeit zur Übereinkunft kommt von ihrem gemeinsamen Glauben. Es ging nicht um die Interessen von Cliquen oder Einzelpersonen.在选出新教皇之前,选举团队必须达成基本共识,这种达成共识的能力来自共同信仰,而不是派系或个人利益。

 

Alter Leopard“ hingegen kritisiert, dass das Kirchenvolk kein Mitspracherecht hatte. Die Entscheidung über den neuen Papst sei nicht zum Wohle aller Katholiken getroffen worden.

 

Zwar liegt der Vatikan auf dem europäischen Kontinent, wo man auf demokratisch gewählte Führungspersonen setzt. Aber bei der Kür des Pontifex im Vatikan haben das Volk von Rom und die Gläubigen in aller Welt nicht das Recht, an den Abstimmungen teilzunehmen. (…) Da sich die Wahl auf eine Handvoll Menschen beschränkt, spiegelt sie die Interessen Weniger wider.梵提冈虽然身在靠民选产生各种领袖的欧洲大陆,但梵提冈教宗的诞生,罗马人民以及全世界信徒却没有权利,参与投票选举。(…)既然是少数人的选举,就会代表些个人的利益。

 

Dieser Meinung schließt sich auch „lawfinder” an. Er vergleicht die Berichterstattung über den neuen Pontifex und den neuen chinesischen Staatspräsidenten miteinander und kritisiert die Haltung der westlichen Medien.

 

(…) Obwohl es sich gleichermaßen um Wahlen handelte, wurden nicht die gleichen Begriffe gebraucht: (Präsident Xi) sei „ernannt“, der (Papst) „gewählt“ worden. (…) (Aber) ersterer wurde durch eine Abstimmung von mehr als 2000 Repräsentanten im Nationalen Volkskongress gewählt, letzterer nur mit einer Zweidrittelmehrheit von 115 Bischöfen. Warum macht das (für die Medien) einen Unterschied?(…) 同样选举,用词却不同,前进为“named”,后者为 “voted”。(…)前者是由2千多名在人大代表投票产生,后者只是115名主教投票形成2/3多数,为何区别看待。

 

Es lässt sich sicherlich darüber streiten, wie demokratisch die Wahl von Franziskus im Endeffekt wirklich gewesen ist. Viel spannender wird in den kommenden Jahren aber wahrscheinlich die Beobachtung sein, in welche Richtung der neue Papst die katholische Kirche lenken wird.

 

 

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* Der Begriff hexie河蟹, der hier mit „Obrigkeit“ übersetzt wird, bedeutet eigentlich „Flusskrebs“. Um Chinas Zensoren zu überlisten, wird er anstelle des ähnlich ausgesprochenen Worts für „Harmonie“ verwendet. Er bezieht sich auf staatliche Kontrolle und Zensur, durch die Peking eine „harmonische Gesellschaft“ kreieren will.

 

 

Zum Weiterlesen

 

Marie-Luise Abshagen: „Jasmin-Revolution unterm Kreuz? – Christenverfolgungen in China“, Stimmen aus China, 9. Mai 2011.

 

Christina Maags: „Selbstverbrennung in Tibet – Mönche zünden sich für religiöse Freiheit an“, Stimmen aus China, 21. März 2012.

 

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