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Tauziehen der Interessen – China als Hauptdarsteller im Kopenhagener Klimapossenstück

Ein hässliches Schauspiel haben die großen Staaten auf der Klimabühne in Kopenhagen gespielt, mit China und den USA in der Hauptrolle. Für die schlechte Bühnenperformance verleiht der Blogger raytime der chinesischen Regierung die goldene Himbeere.

Kopenhagen gilt als gescheitert. Darüber sind sich alle einig, und auch die unvermeidbare Frage –wer ist schuld am Scheitern? – wurde im chinesischen Internet ausgiebig diskutiert und blieb wenig überraschend ohne klare Antwort. Klar ist jedoch auch, dass China auf der Kopenhagener Bühne im „hässlichen Schauspiel“ der Klimapolitik zusammen mit den USA einer der beiden Hauptdarsteller war. Während es bei der Schuldfrage noch darum ging, ob China den Bösewicht („China ist schuld!“) oder den Antihelden („China konnte nicht anders!“) spielte, vergibt der Blogger raytime in seinem Beitrag an die chinesischen Regierungsbeamten die goldene Himbeere für schlechtes Schauspiel, sprich für schlechte Repräsentation der chinesischen Bürgerinteressen – denn was nützt es, statt Klimaschutz lediglich Wirtschaftsinteressen zu vertreten, wenn die Früchte des Wachstums unter dem steigenden Meeresspiegel verschwinden?

„Kopenhagen war eine Bühne, auf der im Angesicht der drohenden Katastrophe ein hässliches Possenstück aufgeführt wurde. Als die Delegierte des pazifischen Inselstaates Fidschi mit Tränen in den Augen ihre Rede hielt, blickte sie in die teilnahmslosen Gesichter Chinas und der USA. Ich teile den Standpunkt Chinas nicht. Meine Meinung ist zwar nur ein Tropfen inmitten eines Regensturmes. Aber so bedeutungslos sie ist, so riesig ist der Preis, den China und die Welt zahlen werden müssen. China hat zugestanden, seinen Energieverbrauch pro BIP-Einheit bis 2020 um 40% zu senken. Das hört sich super an, große Worte. Aber in Wirklichkeit wird sich der CO2-Ausstoß kein bisschen verringern, weil das BIP so weiter wachsen wird wie bisher und bis 2040 seinen Spitzenwert erreichen wird. Obwohl sich der CO2-Ausstoß pro Einheit BIP verringert, wird der totale CO2-Ausstoss ansteigen und der Klimawandel sich noch verstärken.

Bis 2040 werden Eisbären und Pinguine aussterben, und auch China wird nichts davon haben: Wenn Shanghai von Meerwasser überschwemmt wird, werden die Früchte jahrzehntelanger Entwicklung mit untergehen. Wenn die Gletscher auf den Hochebenen im Westen Chinas schmelzen, wird es große Flutkatastrophen geben bevor dann die Flüsse austrocknen. Chinas Argumente in Kopenhagen waren abnormal böswillig, um nicht zu sagen so böswillig wie noch nie. Für die eigene Entwicklung nehmen sie den Untergang anderer Länder bedenkenlos in Kauf. Das ist als ob man das Haus des Nachbarn bedenkenlos abreißt, nur um das eigene auszubauen. China argumentiert, dass die Industrienationen ebenfalls viel emittiert haben, während sie sich entwickelten, und dass es daher illegitim sei, China bei seiner jetzigen Entwicklung Emissionen zu verbieten. Das ist als würde man sagen, „weil du früher gemordet und gebrandschatzt hast, darf ich jetzt auch morden und brandschatzen“. Während der industriellen Revolution war die Weltbevölkerung ein Bruchteil von dem, was sie heute ist; ganz abgesehen davon konnte damals auch kein Mensch ahnen, dass man gleich den ganzen Planeten erwärmt und Katastrophen auslöst, wenn man ein paar Schornsteine in die Landschaft stellt. Heute weiß China jedoch genau wie gefährlich Kohlendioxid ist, aber trotzdem wird zugelassen dass die Kohlendioxidemissionen bis 2040 ansteigen. Wenn man sich die Fahrzeuge mit Militärkennzeichen anschaut, sieht man, dass das alle emissionsstarke Geländewagen der Luxusklasse sind.[…] Die Karossen der höheren chinesischen Kader haben längst ein Luxusniveau erreicht, das in den meisten anderen Ländern nur dem Präsidenten zusteht. Aber dennoch verteidigt China in Kopenhagen schamlos seine Emissionspolitik und lässt dabei kein bisschen Verhandlungsspielraum zu. Die Frage, um die es in Kopenhagen geht, ist keineswegs eine Frage der Entwicklung. Sondern danach, ob sechs Milliarden Menschen auch in Zukunft auf diesem Planeten weiter existieren können oder nicht. Ist Chinas Entwicklung etwa wichtiger als das? […]

Das Hässliche an Politikern ist, dass sie nicht die Interessen der Bürger vertreten, sondern sich nur darum kümmern, möglichst lange an der Macht zu bleiben. Die Katastrophen, die China in letzter Zeit widerfahren, sind schlimmer als alles was in den letzten Jahrzehnten passierte zusammengenommen. Aber obwohl wir vor einem Finale wie im Film „2012“ stehen, führen die Politiker in Kopenhagen dennoch ihr hässliches Schauspiel auf.“


Original: http://raytime.blog.163.com/blog/static/264196632009119113615899/

Kategorien: Umwelt, Tags: , , , . Permalink.

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