Die meisten Menschen in China verurteilten schon vor Ausbruch des neuen SARS-Virus den Wildtierhandel. Allerdings sind Wildtiermärkte traditionell in Gesellschaft und Wirtschaft des Landes fest verankert. Nun untersagt die Regierung den Handel mit wilden Tieren wohl endgültig.
Der tatsächliche Ursprung des Corona-Virus, das mit wissenschaftlichem Namen SARS-CoV-2 heißt, ist weiterhin nicht vollständig geklärt. In der ersten Zeit der Verbreitung des Virus, die sehr wahrscheinlich in einem Wildtiermarkt in Wuhan begann, gingen viele noch davon aus, dass es von Fledermäusen auf den Menschen übergegangen ist. Später wurden dann jedoch Schuppentiere als Zwischenglied in Betracht gezogen.
Kaum ein Chinese isst Fledermäuse
Welches Tier auch immer es war, von dem das Virus auf den Menschen übergesprungen ist – im Westen wurde nach Bekanntwerden der durch das Virus ausgelösten Erkrankungen viel darüber diskutiert, ob man den Essgewohnheiten einiger Chinesen die Schuld geben könne. Dies vor dem Hintergrund, dass auch in China heute nur eine Minderheit überhaupt Interesse am Verzehr seltener Wildtiere hat. Unter dem Hashtag Sag nein zum illegalen Verzehr wilder Tiere对非法食用野生动物说不 auf Weibo teilten Nutzer besonders oft einen Beitrag, der die Behörden dazu aufforderte, den Handel mit Wildtieren konsequenter zu unterbinden:
Tradition und Ökonomie
Handel und Verzehr von exotischen Wildtieren sind allerdings eine Konstante in der chinesischen Kultur. So kommentiert ein Wirtschaftsredakteur auf Weibo zu Fledermäusen in der chinesischen medizinischen Tradition:
Oben genannte Youyou Tu hat im Jahr 2015 den Nobelpreis für Medizin erhalten, weil sie zusammen mit anderen Wissenschaftlern aus einer alten chinesischen Behandlungsmethode ein wirksames Malariamedikament abgeleitet hatte.
Die Tatsache, dass Wildtiere selten und teuer sind, hat sie in einigen Bevölkerungsschichten außerdem zu Statussymbolen gemacht. Selbst wenn diese Käufer nur einen kleinen Teil der Gesellschaft in China ausmachen, verzeichnet der Markt dennoch einen hohen Umsatz und er wird von vielen Händlern bedient, die nun durch die Restriktionen ihr Einkommen verlieren. Dies führt dazu, dass es auch einige Chinesen gibt, die die Wildtierhändler für ein Bauernopfer halten. So schreibt ein Weibo-Nutzer in einem viel beachteten Text, in dem er den Umgang mit den Gefahren der Schlangenzucht kritisiert:
Und beendet seinen Text mit einem alten chinesischen Sprichwort, das sinngemäß bedeutet: Wer unbedingt eine Strafe verhängen will, der findet immer ein Verbrechen. 欲加之罪何患无辞
Reaktion der Regierung
Schon nach dem Ausbruch des ersten SARS Virus in China war der Handel mit vielen Wildtierarten verboten worden. Allerdings wurde das Gesetz wieder gelockert, sicherlich auch auf Grund der oben genannten wirtschaftlichen Implikationen. Nun war allerdings der Ruf nach einem Eingreifen der Regierung zu groß. Schon Ende Februar verabschiedete der ständige Ausschuss des nationalen Volkskongresses eine Entscheidung, auf deren Grundlage jetzt nach und nach in allen Provinzen der Verzehr von Wildtieren verboten wird. Mittlerweile wird die neue Politik von vielen Provinzen auch durchgesetzt und Märkte werden kontrolliert.
Eine lokale Abteilung der Waldpolizei berichtet von diesen Aktivitäten online:
Es bleibt abzuwarten, ob die strengeren Restriktionen für den Handel einen erneuten Ausbruch gefährlicher Krankheiten verhindern können. Chinas Wildtieren dürften sie zumindest vorübergehend eine dringend notwendige Atempause verschaffen.
Zum Weiterlesen:
Nature: China set to clamp down permanently on wildlife trade in wake of coronavirus, 21.02.2020.
Zhang, Li: Wildlife trade, consumption and conservation awareness in Southwest China, aus: Biodiversity and Conservation 17(6):1493-1516, June 2008.
Informationen von Wikipedia zum oben erwähnten medizinischen Buch Bencao Guangmu