
China (rot) und Südkorea (blau). Autor: Myouzke, via Wkipedia (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:China-Japan-South_Korea_trilateral_meeting.png)
China und Südkorea sind sowohl kulturell als auch wirtschaftlich eng miteinander verbunden. Eine diplomatische Fehde treibt jedoch seit Monaten einen Keil in die Beziehungen, die im März 2017 ihren vorläufigen Tiefpunkt erreicht haben. Doch was denken Chinas Netizens darüber?
Die guten wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen China und Südkorea werden seit geraumer Zeit durch ein diplomatisches Zerwürfnis belastet. Künstler werden aus China ausgeladen, chinesische Kreuzfahrtschiffe umfahren Südkorea, und nun boykottieren sogar Chinesen die südkoreanische Supermarktkette Lotte.
Auslöser war, dass Südkorea den Aufbau eines Raketenabwehrsystems THAAD 萨德 der USA genehmigt hat, welches sich gegen Nordkorea richtet. China fühlt sich davon bedroht.
Die Eigentümer der Supermarktkette haben für die militärische Anlage Land bereitgestellt. Obwohl sie in China 20.000 Menschen beschäftigen, werden nun Geschäftseingänge blockiert und die shopeigenen Internetseiten gehackt.
Empörung gegenüber Südkorea
Viele Chinesen richten sich im Internet ganz offen gegen Südkorea, so auch Weibo-Nutzer „Wie wird das künftige ich sein?“:
Sobald in China nationalistische Gefühle geweckt werden, werden selbst Kleinigkeiten in einem anderen, kritischeren Licht gesehen, wie der Kommentar dieses Netizens zeigt:
Handeln aus Liebe zum Vaterland
Doch es lassen sich in chinesischen Netzwerken auch andere, sachlichere Meinungen finden, wenngleich diese in der Masse untergehen.
Ein anonymer Nutzer ruft zur Besonnenheit auf:
Ein anderer Nutzer spricht die wirtschaftliche Verflochtenheit an, die faktisch beiden Ländern zu Gute kommt.
Und auch die Scheinheiligkeit vieler Chinesen wird im oft zensierten chinesischen Internet angesprochen. Dies zeigt, dass Politik und Bevölkerung nicht immer als ein kohärentes Gefüge zu sehen sind.
In China wird in diplomatischen Krisen gern das Bild einer verzerrten Wirklichkeit gezeichnet. Doch nicht alle Chinesen lassen sich davon blenden.
Weibo-Nutzer „Großer Meister der herbstlichen Flora und Fauna“ meint diesbezüglich:
Trotz des diplomatischen Zerwürfnisses und Supermarktboykott sind sich Chinesen der engen Verflechtung mit Südkorea durchaus bewusst. Beide Länder haben kein Interesse an einem langfristigen Zerwürfnis, doch in China darf der Zweck meist die Mittel heiligen. Das heißt: Das geopolitische Signal kann entgegen wirtschaftlicher Interessen gesendet werden.
Zum Weiterlesen:
Finn Mayer-Kuckuck, China entrüstet über Südkoreas Raketenschild, Saarbrücker Zeitung, 08. März 2017.
Joyce Lee, South Korea’s Lotte Group says missile row no reason to pull out of China, Reuters, 3. April 2017.
Matthias Müller, Peking spielt die nationalistische Karte, Neue Zürcher Zeitung, 13. März 2017.