Auch in China bleiben viele Mütter und Väter nach der Geburt eines Kindes für eine Weile zu Hause. Diese Zeit ist für viele nicht nur mit schönen Erfahrungen, sondern auch mit Ängsten verbunden. Chinas Netzbürger teilen ihre Erfahrungen über eine Zeit des Neuanfangs und des Zweifelns.
In der Theorie genießen Mütter in China bereits seit einigen Jahren einen angemessenen Schutz. Schon mit dem Arbeitnehmerinnenschutzgesetz (1988) und den Vorschriften über den Erhalt der Gesundheit von Arbeitnehmerinnen (1993) wurden Gesetze etabliert, die auf beeindruckende Weise den Schutz von werdenden Müttern gewährleisten sollten. So wurde schon im Arbeitnehmerinnenschutzgesetz ein Mutterschutz von 90 Tagen gewährt, 15 davon vor der Geburt. Außerdem wurde damals erstmals verboten, eine schwangere Frau zu entlassen.
Mit der Mutterschutzreform von 2012 wurde die Mutterschutzzeit von 90 auf 98 Tage verlängert. Sie entspricht damit den Mindestanforderungen der International Labour Organization (ILO). Die Arbeitnehmerinnen bekommen während dieser Zeit ihr volles Gehalt weiter ausgezahlt. Zusätzlich gibt es Regelungen, die älteren Frauen und für Fehl- bzw. Schwergeburten einen um 30 Tage verlängerten Mutterschutz gewähren. Auch für Väter ist es möglich, nach der Geburt Urlaub zu nehmen. Dies ist in Chinas Gesellschaft nichts Ungewöhnliches und trifft weitgehend auf Akzeptanz. Die Regelungen zu den Urlaubsmöglichkeiten für Mütter bzw. Väter werden jedoch in verschiedenen Provinzen teilweise unterschiedlich interpretiert.
Die Arbeit und das Baby
Die chinesischen Netzbürger sind sich uneinig, ob diese Schutzregelungen ausreichen. Weibo-Nutzer Freier älterer Bruder schreibt:
Hinzu kommt, dass viele Chinesen die Zeit des Mutterschaftsurlaubs nicht als ausreichend empfinden. Liu das kleine Reh drückt die Frustration über die Dauer des Mutterschutzes emotional aus:
Die Zeit danach
Außerdem sind der Mutterschaftsurlaub und die Zeit danach mit unterschiedlichsten Ängsten verbunden. „Die dumme lbj“ hat nach ihrem ersten Arbeitstag schon eine genauere Vorstellung davon, mit welchen Problemen sie in nächster Zeit zu kämpfen haben wird:
Die Schwierigkeiten, Arbeit und Baby zu vereinbaren, sind allerdings nicht das einzige Problem, vor das viele Chinesen nach der Auszeit gestellt werden. „Die, die wenig überlegt, sondern schnell rennt“ befürchtet, dass sie sich mit einem weniger komfortablen Posten abfinden muss, wenn sie nach dem Mutterschaftsurlaub an den Arbeitsplatz zurückkommt.
Sind die Befürchtungen der Netzbürger auch groß, sie bestätigen sich jedoch nicht oft. Es gibt nur wenige Kommentare, die sich mit tatsächlichen Problemen bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz auseinandersetzen. Die Schwierigkeiten, die die Kommentatoren beschreiben, dürften Eltern auch in anderen Ländern wohlbekannt sein. So hat Nutzerin ly03280328 vielleicht Recht, wenn sie die Angelegenheit mit Humor nimmt:
Zum Weiterlesen:
Zusammenfassung der Mutterschutzregelungen in China (2014)
Covington & Burling LLP: Changes to Chinese Paternal Leave Benefits (2016)
Grace Yang, Maternity Leave in Beijing: It’s Local and It’s Complicated, China Law Blog, 8.10.2016