China hat mit einem wachsenden Drogenproblem zu kämpfen. Westliche Kommentatoren empfehlen Entkriminalisierung und eine rationale Drogenpolitik. Chinas Netzbürger befürworten dennoch das strenge Vorgehen der Regierung gegen Dealer und Abhängige.
Drogen in China? Das würde sich unter der Herrschaft der KPCh doch keiner trauen, denken viele, und dass Drogensucht in China zum letzten Mal während der Opiumkriege eine große Sache gewesen sei. Die Abhängigkeit von Rauschmitteln ist jedoch auch im Land der Mitte nach wie vor ein verbreitetes Phänomen. Dies zeigen zum Beispiel die Vorfälle im Dorf Boshe博社. 2013 wurden dort bei einer Großrazzia drei Tonnen Chrystal Meth beschlagnahmt. Natürlich ist eine strenge, autoritäre Herrschaftsform kein Garant dafür, dass die Bürger auf Drogen verzichten.
Ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen neben Heroin海洛英 besagtes Chrystal Meth, auch Ice冰毒 genannt, und Ketamin克他命. Außerdem ist China der größte Crystal Meth Exporteur nach Australien.
In China wird Drogenkonsum als ein Problem gesehen, das von den kriminellen Machenschaften der Dealerbanden nicht zu trennen ist. Die Stigmatisierung von Drogenabhängigen, die nicht zuletzt durch die Drogenpolitik der Kommunistischen Partei gefördert wird, schlägt sich auch in den Meinungen der Internetkommentatoren wieder.
Abhängigkeit und Stigmatisierung
Drogenabhängigkeit wird in China nicht so sehr als Krankheit, sondern als persönliches Versagen wahrgenommen. So schreibt der „Flinke Sohn“ bei Weibo:
„Fragmente einer Gefühlswoge“ kommentiert etwas empathischer:
Für einen anderen Netizen sind Drogendealer und Drogenabhängige Teil desselben Problems und bedürfen damit auch der selben Lösung:
Auf der Suche nach einer Lösung
Die Chinesen sind also noch lange nicht dafür sensibilisiert, dass Drogenabhängigkeit eine therapierbare Krankheit ist. Westliche Analysten plädieren für eine Entkriminalisierung von Drogenabhängigkeit. China scheint sich jedoch die westlichen Lösungsansätze nicht zu eigen machen zu wollen, sondern verfolgt eine Politik der strengen Bestrafung.
Zu den in der Bevölkerung akzeptierten Strafen gehört auch die Todesstrafe für Drogenverkäufer. Von großen Teilen der Bevölkerung wird dieses harte Vorgehen als gerecht und richtig wahrgenommen und sogar eine weitere Verschärfung der Gesetze gefordert. So schreibt Kommentator „Die gegrillte Süßkartoffel ist der königliche Weg“ als Antwort auf einen Artikel über das harte Vorgehen des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte gegen Drogenhändler und Konsumenten:
Auch wenn es kein Allheilmittel gegen Drogensucht in der Gesellschaft gibt, ist ein öffentlich geführter Diskurs sehr hilfreich beim Finden der richtigen Ansätze. Ein solcher Diskurs, der auch wissenschaftliche Erkenntnisse mit einbezieht, wäre in China sicherlich wünschenswert – auch wenn man in vielen Bereichen die westlichen Ansichten nicht teilt.
Zum Weiterlesen:
Keegan Hamilton: The Golden Age of Drug Trafficking, Vice News, 25. April 2016
Yong-an Zhang: Asia, International Drug Trafficking, and U.S.-China Counternarcotics Cooperation, Brookings, 10. Februar 2012
Jeff Hays, Drug Trafficking in China, Webseite „Facts and Details“, letztes update Juli 2015.
Bildquelle: Wikicommons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Two_poor_Chinese_opium_smokers._Gouache_painting_on_rice-pap_Wellcome_V0019165.jpg?uselang=de