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Der große Drache auf Crystal Meth: Chinas Netzbürger und die Drogen

Zur Zeit der Opiumkriege waren große Teile der chinesischen Bevölkerung opiumsüchtig. Quelle: Wikicommons: "Two poor Chinese opium smokers." http://tinyurl.com/z5rbea6

China hat mit einem wachsenden Drogenproblem zu kämpfen. Westliche Kommentatoren empfehlen Entkriminalisierung und eine rationale Drogenpolitik. Chinas Netzbürger befürworten dennoch das strenge Vorgehen der Regierung gegen Dealer und Abhängige.

 

Drogen in China? Das würde sich unter der Herrschaft der KPCh doch keiner trauen, denken viele, und dass Drogensucht in China zum letzten Mal während der Opiumkriege eine große Sache gewesen sei. Die Abhängigkeit von Rauschmitteln ist jedoch auch im Land der Mitte nach wie vor ein verbreitetes Phänomen. Dies zeigen zum Beispiel die Vorfälle im Dorf Boshe博社. 2013 wurden dort bei einer Großrazzia drei Tonnen Chrystal Meth beschlagnahmt. Natürlich ist eine strenge, autoritäre Herrschaftsform kein Garant dafür, dass die Bürger auf Drogen verzichten.

 

Ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen neben Heroin海洛英 besagtes Chrystal Meth, auch Ice冰毒 genannt, und Ketamin克他命. Außerdem ist China der größte Crystal Meth Exporteur nach Australien.

 

In China wird Drogenkonsum als ein Problem gesehen, das von den kriminellen Machenschaften der Dealerbanden nicht zu trennen ist. Die Stigmatisierung von Drogenabhängigen, die nicht zuletzt durch die Drogenpolitik der Kommunistischen Partei gefördert wird, schlägt sich auch in den Meinungen der Internetkommentatoren wieder.

 

Abhängigkeit und Stigmatisierung

 

Drogenabhängigkeit wird in China nicht so sehr als Krankheit, sondern als persönliches Versagen wahrgenommen. So schreibt der „Flinke Sohn“ bei Weibo:

 

Ich denke wirklich, selbst wenn einige Drogenabhängige ermordet werden, gibt es für Drogenabhängige sowie Drogendealer keine Entschuldigung. Sie sind der Abschaum der Gesellschaft. (...) 我真的觉得除了被害的吸毒的人以外,吸毒贩毒那些人不值得被原谅,社会败类。

 

Fragmente einer Gefühlswoge“ kommentiert etwas empathischer:

 

(…) Es ist nicht so, als ob es für die Drogensucht keine Entschuldigung gäbe. Und wenn Du erfolgreich von den Drogen wegkommst, dann bewundere ich das. Aber danach in eine der begehrten gesellschaftlichen Positionen zurückkehren zu wollen – tut mir leid, das akzeptiere ich nicht.(…) 吸毒者不是不能原谅,你能成功戒毒,我佩服你,但是还想回到万人追捧的位置上,对不起我不接受 (…)

 

Für einen anderen Netizen sind Drogendealer und Drogenabhängige Teil desselben Problems und bedürfen damit auch der selben Lösung:

 

Die Brutalität des Drogenhandels und die Opfer unter den Fahndern sind nur ein kleiner Ausschnitt der Realität. Unabhängig vom Alter verdienen Dealer und Drogensüchtige keine Nachsicht.毒贩的残暴和缉毒警察的牺牲都只是现实的小小缩影。无论年龄,那些毒贩和吸毒者根本就不值得宽恕。

 

Auf der Suche nach einer Lösung

 

Die Chinesen sind also noch lange nicht dafür sensibilisiert, dass Drogenabhängigkeit eine therapierbare Krankheit ist. Westliche Analysten plädieren für eine Entkriminalisierung von Drogenabhängigkeit. China scheint sich jedoch die westlichen Lösungsansätze nicht zu eigen machen zu wollen, sondern verfolgt eine Politik der strengen Bestrafung.

 

Zu den in der Bevölkerung akzeptierten Strafen gehört auch die Todesstrafe für Drogenverkäufer. Von großen Teilen der Bevölkerung wird dieses harte Vorgehen als gerecht und richtig wahrgenommen und sogar eine weitere Verschärfung der Gesetze gefordert. So schreibt Kommentator „Die gegrillte Süßkartoffel ist der königliche Weg“ als Antwort auf einen Artikel über das harte Vorgehen des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte gegen Drogenhändler und Konsumenten:

 

Wenn die Drogenhändler nicht sterben, dann werden von Drogenabhängigkeit betroffene Familien auseinandergerissen und das Volk und der Staat werden zu Grunde gerichtet – man denke daran, wie es im Opiumkrieg war. Obwohl die Philippinen für China ein ständiges politisches Problem darstellen, muss man die Drogenpolitik des neuen philippinischen Ministerpräsidenten dennoch bewundern, schließlich nützt diese Politik dem Schutz der Bevölkerungsmehrheit. Was die Meinung der westlichen Länder angeht, so sollen sie zur Hölle fahren.贩毒的不死,染上毒瘾的就得家破人亡了,民族和国家就得亡了,想想鸦片战争。虽然菲律宾老给我国添麻烦,但是还是要对菲律宾新总统的这个政策点赞,毕竟政策要用来保护遵纪守法的绝大多数。至于西方国家的意见,管他们去死。

 

Auch wenn es kein Allheilmittel gegen Drogensucht in der Gesellschaft gibt, ist ein öffentlich geführter Diskurs sehr hilfreich beim Finden der richtigen Ansätze. Ein solcher Diskurs, der auch wissenschaftliche Erkenntnisse mit einbezieht, wäre in China sicherlich wünschenswert – auch wenn man in vielen Bereichen die westlichen Ansichten nicht teilt.

 

 

Zum Weiterlesen:

 

Keegan Hamilton: The Golden Age of Drug Trafficking, Vice News, 25. April 2016

 

Yong-an Zhang: Asia, International Drug Trafficking, and U.S.-China Counternarcotics Cooperation, Brookings, 10. Februar 2012

 

Jeff Hays, Drug Trafficking in China, Webseite „Facts and Details“, letztes update Juli 2015.

 

Bildquelle: Wikicommons, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Two_poor_Chinese_opium_smokers._Gouache_painting_on_rice-pap_Wellcome_V0019165.jpg?uselang=de

 

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