Durch zwei Grand-Slam-Siege der chinesischen Tennisspielerin Li Na ist in China ein Tennis-Boom ausgebrochen. Nach dem Rücktritt von Li Na wartet China nun sehnsüchtig auf den nächsten Tennisstar.
Mit ihren Erfolgen, löste Li Na damit einen Tennis-Hype in ihrem Heimatland aus. Dort galten bisher andere Schlagsportarten wie Tischtennis und Badminton als Nationalsport. Im Oktober werden die Tennisturniere traditionell in Asien ausgetragen. Während die Anzahl der Turniere Thailand oder Japan stagniert, kommen in China jährlich neue Turniere hinzu. Waren es vor fünf Jahren noch einige wenige, so sind es heute zwölf Profi-Turniere. Angesichts dessen kommentierte das Radio China International News Radio:
Doch genau diese Fülle an Turnieren lockt die Chinesen in die Tennisstadien und manch einer kann sich endlich seinen Kindheitstraum erfüllen.
Heute war ich zum ersten Mal bei einem Tennisturnier. Seit der Mittelschule bin ich Tennisfan. (…) Mein Erspartes habe ich für Abos von Sport- und Tenniszeitschriften ausgegeben, und beim Abendessen habe ich die Sportkanäle geschaut .Daran zu denken während ich im Stadion sitze, treibt mir die Tränen in die Augen…今天看了第一场网球比赛。从初中开始就是一个网球迷妹,(…),还用攒下来的零花钱订阅体坛周刊和网球杂志,晚饭时间也都是体育频道……想起这些,坐在球馆里的我顿时热泪盈眶……我的青春啊……, schreibt Weibo-Nutzer „Himmels“
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Rigides Sportsystem
Der Staat fördert den Tennissport stark und Talente werden schon früh gesichtet. Jedoch kommen nicht alle Sportler mit der harten Gangart des Systems zurecht. Nach ausbleibendem Erfolg kritisierte Li Na öffentlich die chinesische Sportförderung und entschied sich einige Zeit später diese zu verlassen. Ironischerweise begann dann erst ihr Aufstieg in die Weltspitze. In ihrer Autobiographie schreibt sie dazu:
Vielleicht auch aus diesem Grund hat die Sportlerin bei ihrer Dankesrede nach dem Gewinn ihres zweiten Grand-Slam-Turniers im Jahr 2014 all ihren Unterstützern gedankt – außer der chinesischen Sportförderung und somit ihrem Heimatland.
Immense Hoffnungen
Nach dem Rücktritt von Li Na Ende 2014 ist nun ist ein ganzes Land auf der Suche nach dem nächsten Tennis-Superstar, der die Chinesen zum Träumen bringen, die Investoren bereichern und das Land nach außen vertreten kann. Weibo-Nutzer „Nennt mich nicht einen Jugendlichen mit herausragenden Eigenschaften“ blickt folgendermaßen in die Zukunft:
Eine der großen Hoffnungen heißt Zhang Shuai und ist derzeit Nummer 36 der Weltrangliste der Damen. Internetuser „Blaue Küste3210“ schreibt jedoch nach einer erneuten Niederlage betrübt:
Mit der Erwartungshaltung einer ganzen Nation umzugehen ist für chinesische Spitzensportler keine leichte Situation. Doch auch wenn alle dem nächsten Tennisstar entgegenfiebern, bleibt unterm Strich eine neue, positive Welle der Begeisterung für Tennis, und somit für den Sport im Allgemeinen. Weibo-User „Fan Fan Fan Li“ wählt dafür diese Worte:
Zum Weiterlesen:
Daniele Rossingh, China’s hunt for the next Li Na, CNN.com, 3 Oktober 2016.
Brook Larmer, Li Na, China’s Tennis Rebel, New York Times, 22 August 2013.
Tennisnet.com, Hat China das Zeug für ein fünftes Grand-Slam-Turnier?.
Beitragsbilder: Screenshot von Mirko Woitzik und Foto von Chris Ng via Wikipedia.