Eine Abiturientin stirbt, nachdem sie durch ein Telefonat um das Geld für ihren Universitätsbesuch betrogen wurde – kein Einzelfall, wie die Diskussionen im chinesischen Netz zeigen.
Xu Yuyu, eine 18-jährige Schülerin aus der Provinz Shandong, erhält nach ihrem Antrag auf ein Bedürftigen-Stipendium泛海助学山东行动 einen Anruf mit der Aufforderung, ihr Studiengeld, 9900 Yuan (ca. 1300 €), zu überweisen.
Wie später bekannt wird, hatte ihr Vater ein halbes Jahr für diesen Betrag gespart, um Yuyu den Universitätsbesuch zu ermöglichen. Die junge Frau stammte aus eher ärmlichen Verhältnissen und hatte im Monat gerade einmal 200 Yuan (ca. 27 Euro) zur Verfügung.
Als sie nach zwei Tagen bemerkt, dass sie Opfer eines Betrugs wurde, erstattet sie am 21. August 2016 Anzeige. Auf dem Rückweg nach Hause erleidet sie einen Herzinfarkt und stirbt wenig später im Krankenhaus.
Bildung ist Leben
Xu Yuyus Geschichte sorgt im chinesischen Netz für viel Gesprächsstoff. Shan Shibing, ein Blogger, der selbst aus ärmlichen Verhältnissen stammt und als Lehrer leistungsstarke Schüler aus dörflichen Gegenden unterrichtet hat, beschreibt, wie schwierig es, gerade für junge Mädchen, ist, überhaupt an Bildung zu gelangen. Viele Eltern auf dem Land investieren eher in die Bildung ihrer Söhne und rufen ihre Töchter nach Ablauf der Schulpflicht zurück, damit diese durch Arbeit zum Haushalt beitragen.
Datenverkauf macht Betrug gefährlich
Die Betrüger gehen mit System vor. Immer wieder verschaffen sie sich Zugang zu persönlichen Daten, um Schüler oder auch ältere Menschen um ihr Geld zu bringen. In Xu Yuyus Fall kannten die Betrüger sämtliche Informationen und konnten diese korrekt am Telefon wiedergeben.
Blogger Shan Shibing meint dazu:
Betrug am Telefon gehört zu den Alltagserfahrungen vieler Chinesen. Oft werden verdächtige Anrufe bemerkt und direkt aufgehängt, weswegen die Verbrecher zu immer perfideren Methoden greifen. Studenten zählen zu den beliebten Opfern, wie das Staatsfernsehen CCTV in einer Auflistung darstellt.
Netzbürger Ye Liangruoshui berichtet genau dies aus eigener Erfahrung:
Netznutzer “Wüstenkaktus” fühlt sich mit seinen Sorgen allein gelassen.
Auch Netizen “1572985591“ möchte, dass von staatlicher Seite stärker eingegriffen wird:
Die Behörden haben den Kampf gegen Betrüger aufgenommen und versuchen durch Information und schnelle Aufklärung die Bevölkerung zu schützen. Inwieweit sie damit erfolgreich sein werden, wird die Zukunft zeigen.
Zum Weiterlesen:
Florian Jung: “Die Wei Zexi-Affäre: Ist Baidu ein Totengräber?”, Stimmen aus China, 14.06.2016.
“Herztod junger Studentin nach Telefonbetrug”, German.china.org.cn, 25.08.2016.
Sun Liangzi, Li Rongde: “Scam targeting poor student highlights need for privacy protection”, CaixinOnline, 29.08.2016.
Bilder
Screenshots von Florian Jung: news.163.com und CCTV.