Die Mao-Ära gilt in China sowie im Ausland als Blütezeit des Personenkultes. Gibt es auch 50 Jahre später in China noch Vergleichbares? Diskussionen hierüber flammen im chinesischen Internet immer wieder auf.
Mao Zedong selbst förderte nach 1949 den Kult um seine Person, um seine Position innerhalb der Partei und der neu gegründeten Volksrepublik zu festigen. Erst ab 1970, in der Hochzeit der Kulturrevolution, begann er, einzelne Auswüchse dieses Kultes zu kritisieren und Änderungen zu fordern. Auch heute noch verehren viele Chinesen Mao als Gründervater des Staates und als Beschützer der Armen.
Führer verehren erlaubt
Netizen “Momo” verurteilt zwar das Vergöttlichen einzelner Personen als Gehirnwäsche, macht aber eine Ausnahme für Mao:
Die Verehrung macht aber nicht vor dem sagenumwobenen ersten Vorsitzenden Halt. Auch amtierenden Politikern wird aktuell ein hohes Maß an Begeisterung zuteil, wie Netzbürger “Der Onkel kratzt am Fuß” leicht spöttisch zu berichten weiß:
Maos Zeiten sind endgültig überwunden
Trotz solcher Beispiele glauben viele nicht an die Existenz oder eine weite Verbreitung eines Personenkults in China. Als der britische “The Economist” im April 2016 diesen in einem Leitartikel unterstellte, sah sich der bekannte Politikwissenschaftler Chen Dingding zu einer Antwort genötigt. Diese, ursprünglich auf Englisch erschienen, findet sich in verschiedenen Übersetzungsfassungen im chinesischen Internet.
Auch an anderer Stelle wurde der Artikel beherzt diskutiert. Einigkeit herrscht darüber, dass die Verehrung zu Maos Zeiten Ausmaße erreichte, die heutzutage undenkbar sind. Netizen “Im Regen spazieren” ist dennoch der Meinung, dass man eine Einflussnahme der Medien auf das Bild der Regierung nicht abstreiten kann:
Der Westen ist viel schlimmer
Oft wird auch kritisiert, dass der Kult um ehemalige Politiker im Westen noch viel ausgeprägter sei als in China. So fragt sich ein bekannter, in Frankreich lebender chinesischer Intellektueller, warum es im Westen De Gaulle- und Reagan-Flughäfen gibt, aber keinen Mao Zedong-Flughafen in China. Netizen “Fengzi”schlägt in eine ähnliche Kerbe:
Und für Netizen “Ein Fluss mit Frühlingswasser 369” geht die Debatte ohnehin am eigentlichen Problem vorbei.
Zum Weiterlesen:
Lisa Krauss: „Nationalismus-Debatte in China: Wie muss ein echter Patriot sein?„, Stimmen aus China, 06.09.2015
Chen Dingding: „Sorry, There’s No ‚Cult of Personality‘ in China“, The Diplomat, 04.04.2016
Video aus ARD Weltspiegel: China: Der neue Mao, 08.03.2015
Johnny Erling: Chinas neuer Personenkult: „Onkel Xi ist supergut“, Der Standard, 29. August 2014