![Personenkult in China: Eine Frage der Perspektive Personenkult in China: Eine Frage der Perspektive](https://www.stimmen-aus-china.de/wp-content/uploads/2016/08/Personenkult-940x391.jpg)
Die Mao-Ära gilt in China sowie im Ausland als Blütezeit des Personenkultes. Gibt es auch 50 Jahre später in China noch Vergleichbares? Diskussionen hierüber flammen im chinesischen Internet immer wieder auf.
1966 begann Mao Zedong eine Auslöschkampagne gegen seine Feinde. In der Folge starben Millionen von Chinesen, doch heute schweigen Medien und Politik in China dazu. Im Netz aber berichten viele Chinesen von diesen traumatischen Erlebnissen.
Kurz vor der Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der japanischen Kriegskapitulation im zweiten Weltkrieg wurden im August und September 2015 die chinesischen Filme „Cairo Declaration“ und „Hundred Regiments Offensive“ veröffentlicht. Die offensichtliche Einflussnahme aus politischen Kreisen sorgte unter den chinesischen Bürgern für großes Aufsehen.
Im Oktober 2012 wurden vier junge Chinesen, über Nacht zu Internet-Berühmtheiten: Sie stellten ein Bild ins Netz, auf dem sie Porträts des Großen Vorsitzenden Mao Zedongs zerreißen. Die Botschaft dahinter: Der 18. Nationalkongress der Kommunistischen Partei (KPCh) solle sich endlich vom Maoismus abwenden.
Der betagte Bilderstürmer Mao Yushi schrieb im April 2011 einen geradezu blasphemischen Artikel, in dem er mit ein paar Schriftzeichen die Mona Lisa des Tian’anmen demontierte: Mao Zedong. Der „Große Vorsitzende“, ein Verrückter, Sadist und Lüstling? In einer öffentlich noch nie zuvor dagewesenen Art und Weise wurden Mao Zedongs historische Taten in ein neues, schonungsloses Schlaglicht gerückt und er persönlich scharf angegriffen. Ungeheuerlich, dieser Tabubruch! So ungeheuerlich, dass ein postwendend Gewehr bei Fuß stehendes Häuflein chinesischer Ultralinker auf die Barrikaden stieg und den „Vaterlandsverräter“ vor den Kadi zerren wollte. Ein Beitrag von Oliver Pöttgen.