1966 begann Mao Zedong eine Auslöschkampagne gegen seine Feinde. In der Folge starben Millionen von Chinesen, doch heute schweigen Medien und Politik in China dazu. Im Netz aber berichten viele Chinesen von diesen traumatischen Erlebnissen.
Die Kulturrevolution war eine Kampagne des damaligen chinesischen Führers Mao Zedong gegen seine Feinde innerhalb der Partei. Indem er der Bevölkerung erlaubte, alles „Alte“ zu zerstören, vernichte er ebenso die gesellschaftliche Grundlage Chinas. Die Roten Garden, fanatische Studenten und Anhänger Maos, verfolgten, beleidigten, erniedrigten und folterten wahllos Leute im ganzen Land. Fast alle Chinesen haben heute noch eine Familiengeschichte aus dieser Zeit zu erzählen. Eine Auswahl:
Verdrängte Vergangenheit
Am 16. Mai dieses Jahres schwiegen die offiziellen Medien in China zum 50. Jahrestag der Kulturrevolution. Es fanden auch keinerlei offizielle Gedenkfeiern statt. Die Regierung möchte lieber, dass dieses dunkle Kapitel in Vergessenheit gerät. Das ist auch einigen Chinesen Recht, die die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als zu schmerzhaft empfinden. Forist Huang Xin aus Hohhot schrieb dazu:
Viele Netzbürger scheinen jedoch auch erleichtert, wenn sie von ihren Familiengeschichten dieser Zeit erzählen. Unter dem Titel „Damals war ich fünf“《那年我十五岁》 findet man auf Weibo folgende Erzählung:
Die Last der Erinnerung
Der Schmerz dieser tragischen Zeit wird oftmals von der jüngeren Generation weitergetragen. Denn es bleibt einzig die Erinnerung, mit der man den Vorfahren noch Ehre erweisen kann. Weibo-Userin Yu Xiaoyun berichtet:
Doch die Bevölkerung fürchtete damals nicht nur um ihr Leben, sondern auch um das Hab und Gut der Familien. Die Kulturrevolution wollte gezielt alle alten Schätze vernichten. Internetnutzer „Kamelstachel“ schildert die Geschichte seiner Mutter:
Zukunftssorgen
In China findet keine historische Aufarbeitung dieser turbulenten Zeit statt. Den Menschen bleibt somit nur die stille Auseinandersetzung und Erinnerung, obwohl die Sorge vor Rückfällen in alte Zeiten real scheint. Ein Netizen fasst dies so zusammen:
Zum Weiterlesen:
Lisa Krauss, „Wie in der Kulturrevolution“: Chinas Netizens diskutieren über die Terrorgruppe IS, Stimmen aus China, 25. März 2015
Ulrich Delius, Kulturrevolution verbreitet Angst und Schrecken im ganzen Land, Gesellschaft für bedrohte Völker, 10. Mai 2016
50 Jahre Kulturrevolution – Viele Leben später, Zeit Magazin, 25. Mai 2016
Chris Buckley, Excerpt from People’s Daily on the Cultural Revolution, New York Times, 17 May 2016
Zeitmagazin, 50 Jahre Kulturrevolution – Viele Leben später, 25 Mai 2016
Bild: Mark via Flickr
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