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Christen in China: Von Internetkritik und Kirchenschließungen

Christliche Haidian Kirche in Beijing, gegründet 1933, Neubau durch deutsche Architekten von 2005. © Berling Family via Flickr, http://tinyurl.com/hnu7sm4

Die Stimmung gegenüber Christen in China ist bedenklich. Priester und Anwälte werden verhaftet, Kirchen abgerissen. Dies spiegelt nicht nur die aktuelle Abschottungspolitik der chinesischen Regierung wider, sondern auch eine in der Bevölkerung verbreitete Angst vor Sekten und westlichem Einfluss.

 

Das Christentum hat in China keinen einfachen Stand. Oft verdächtigt, eine Quelle ausländischen Einflusses zu sein, stehen christliche Gemeinden unter strenger Kontrolle durch den Staat und sehen sich oft schwerwiegenden Übergriffen durch die Autoritäten ausgesetzt.

Auf einer Konferenz im April 2016 zum Thema Religion sagte Xi Jinping ausdrücklich, dass sich alle Religionen der Herrschaft der Kommunistischen Partei Chinas zu beugen hätten. Gerade seinen Standpunkt gegenüber ausländischen Einflüssen machte er bei dieser Gelegenheit auch noch einmal deutlich.

 

Nationalismus und Angst vor ausländischen Einflüssen

 

Xi Jinpings Äußerungen zu Religion und die Probleme, vor die die christlichen Gemeinden in China gestellt sind, weisen nicht nur auf die neuerliche politische Entwicklung in China hin, die durch eine stärkere Abschottung vom Westen geprägt ist. Auch viele Netzbürger empfinden die Christianisierung als eine wachsende Bedrohung. So schreibt Fragmentierte Limette besorgt auf Weibo:

 

Vor vielen Jahren ist mein großer Bruder mit seiner ganzen Familie zum Christentum konvertiert. Nun hat er auch die Tochter meiner älteren Schwester mit hineingezogen. Gestern hat meine ältere Schwester mir eröffnet, dass sie früher oder später auch zum Christentum konvertieren wird. Wir sind drei Geschwister. Wenn zwei von uns Christen sind, was soll ich machen? Das Einzige, was ich tun kann, ist zu meiner Tochter zu sagen: „Mir ist egal an welche Religion dein Freund glaubt, wenn er nur nicht versucht, dich zu bekehren. Ansonsten werde ich in jedem Fall Einwände haben.“ Die Verbreitung des Christentums in China gibt einem wirklich das Gefühl, als sei es ein Allesfresser. Jeder wird mit reingezogen.多年前,哥哥一家入了基督教,后来把姐姐的女儿拉了进去,昨天姐姐说她入基督教是迟早的事了,兄弟姐妹三个有两个是基督教的,那我怎么办?我现在唯一能做的就是对女儿说“你男朋友信什么教我不管,只要他不逼你入教就行,否则我坚决反对”。基督教在中国传播真有那种饥不择食的感觉,是个人就想拉进去

 

In der Bevölkerung scheint also die Angst vor einer Übernahme Chinas durch das Christentum vorhanden zu sein. Antikes Grabwerkzeug schreibt auf Weibo:

 

Westliche Medien sagen voraus, dass 2030 China das größte christliche Land der Welt sein wird.西媒预言到2030年中国将是最大基督教国家

 

 

Gefährlicher Zuwachs

 

Von einigen Netzbürgern wird allerdings nicht das Christentum als Problem ausgemacht, sondern die chinesische Herangehensweise an die Religion. Weibo-Benutzerin Wang Meng findet:

 

Heutzutage trifft man überall Leute, die so tun, als wollten sie nach dem Weg fragen und die dann weiterreden und fragen, ob es in der Nachbarschaft eine Kirche gibt und ob man Interesse an der Bibel hat. Sind das keine Sekten? Das gute Christentum kommt nach China und wird sofort zu einer Sekte.现在各种路上都能碰见假装问路的,直接问你知道附近有没有教堂,问你对圣经感兴趣吗……这不是邪教吗?好好的基督教到了中国都能变成邪教……

 

Die im Internet vertretenen Meinungen von nicht christlichen Chinesen sind häufig negativ. Nur die Erklärungen dafür, warum das Christentum in China eine gefährliche Religion sei, sind unterschiedlich. Dabei unterscheiden sich die Meinungen gewöhnlicher Kommentatoren nur wenig von denen, die ausdrückliche Nationalisten wie Lang lebe das Volk der Han auf Weibo äußern:

 

Momentan verbreiten sich das Christentum und der Islam aufgrund des nationalen und internationalen Einflusses sehr schnell. Das geht soweit, dass dies sogar zur Gefahr für die Politik wird. An einigen Orten hat die Regierung schon begonnen, Kirchen zu schließen. Wann fängt man endlich an, auch den Islam stärker zu regulieren?如今基督教、伊斯兰教在国内外因素影响下发展甚猛,甚至还有政治上的危险,部分地方政府已经开始关闭教堂,不知何时开始整顿伊斯兰教?

 

Die hier wiedergegebenen Meinungen spiegeln natürlich nur eine nicht-zensierte Seite des chinesischen Internets wieder, dennoch sind sie ein Indikator dafür, dass das chinesische Verhältnis zum Christentum sich immer weiter in eine bedenkliche Richtung entwickelt.

 

 

Zum Weiterlesen:

 

China-Zentrum e.V.: Regelmäßige Updates zur Situation der Kirchen in China, China heute

 

Han Zhang: Leave China, Study in America, Find Jesus, Foreign Politics, 11. Februar 2016

 

Neil Connor: China’s Catholics: ‚Rome may betray us, but I won’t join a Church which is controlled by the Communist Party’, The Telegraph, 4. April 2016

 

Weitere Artikel von #SAC über das Christentum hier.

 

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