Print Friendly, PDF & Email

Nach den Wahlen in den USA – Was bedeutet Obamas Sieg für China?

Barack Obama, hier während eines Besuchs in China 2009, bleibt im Amt und wird für vier weitere Jahre maßgeblich die China-Politik der USA bestimmen. ©white house staff via wikicommons

Seit dem 6. November 2012 steht fest: Barack Obama bleibt Präsident der USA. Doch auch wenn das Thema Außenpolitik im amerikanischen Wahlkampf für den Wähler selbst nicht so entscheidend ist wie das innenpolitische Tagesgeschäft, so fragt man sich in China: Was können wir von der zweiten Amtszeit Obamas erwarten?

Der Blogeintrag des chinesischen „Investor Journal“ weist zunächst darauf hin, dass die Beziehungen zwischen China und den USA weniger von Personen, als vielmehr von den jeweiligen Parteien abhängen. Gerade beim Thema Wirtschaft werden die Unterschiede zwischen Republikanern und Demokraten als besonders groß empfunden.

 

(…) Erfahrungen aus der Vergangenheit haben gezeigt, dass die sino-amerikanischen Handelsbeziehungen unter republikanischen Präsidenten sehr gut funktiontieren. Waren die Demokraten an der Macht, gab es dagegen häufig Differenzen. Diese zeigten sich in der Wechselkurspolitik oder in Maßnahmen zur Sanktionierung von Dumping und Subventionen. Das liegt daran, dass die Republikaner die Interessen von Finanzkonzernen und internationalen Großunternehmen vertreten, die Demokraten dagegen die der arbeitenden Mittelschicht und der einfachen Arbeiter. Der Finanzkomplex der Wall-Street und die internationalen Unternehmen können aber nur dann in China viel Geld verdienen, wenn man enge Beziehungen zu China pflegt (…).(...)从历史经验来看,通常在共和党总统执政期间,中美贸易关系会更加融洽一些,而在民主党总统执政期间,中美贸易摩擦会更多一些。这种摩擦既体现在汇率层面,也体现在反倾销、反补贴等制裁措施层面。其原因在于,共和党更多代表了金融集团与大型跨国公司的利益,而民主党更多代表了中产阶级与蓝领工人的利 益。只有与中国保持更为密切的关系,华尔街金融机构与美国的跨国公司才能在中国赚更多钱 (...).

 

Blogger „Li Kaicheng“ sieht in Obamas Wiederwahl den großen Vorteil der Beständigkeit.

 

(…) Wie wirkt sich die Wiederwahl Obamas auf die sino- amerikanischen Beziehungen aus? Laut eines gestern* veröffentlichten Artikels der Los Angeles Times, einer der drei größten Zeitungen Amerikas, würde man in China eindeutig für Barack Obama stimmen. Der Artikel stützt sich dabei auf eine gemeinsame Meinungsumfrage der Agence France Presse und des Marktforschungsunternehmens IPSOS von Ende September. Von 800 Befragten Chinesen unterstützen 63% Obamas Wiederwahl. In den Augen vieler scheint Mitt Romney eine härtere Politik gegenüber China zu vertreten. So sagte er sogar, seine erste Amtshandlung würde es sein, China als Währungsmanipulator und gar als „Dieb“ zu darzustellen, der sich am geistigen Eigentum Amerikas bediene. Seit Obamas Amtsantritt kam es trotz der strategischen Neuausrichtung in Asien** zwar zu feindseligen Tendenzen, aber zu keinen wirklich direkten Konfrontationen und Krisen. Man muss berücksichtigen, dass die sino-amerikanischen Beziehungen aufgrund der ständigen Wechsel der amerikanischen Präsidenten wenig konstant sind. Bedenkt man den Wunsch nach Stabilität und die Angst vor Unbeständigkeit, dann verwundert es nicht, dass viele Chinesen die Wiederwahl Obamas begrüßen (…).(...) 对于中美关系,奥氏的连任到底是好是坏呢?根据环球网文章,美国三大报之一的《洛杉矶时报》在昨天发表的文章中指出,如果中国能为美国大选投票,肯定会选 现任民主党总统奥巴马。该文章引用了法新社和民调机构益普索共同在9月底进行的民调数据,该数据显示:在800名受访中国民众中,有63%的人支持奥巴马 连任. 在很多人看来,另一位美国总统候选人罗姆尼确实显示出对华更加强硬的姿态。如他宣称上任第一天就要将中国定位为“货币操纵国”,甚至说中国是小偷、窃取美 国的知识产权。而奥巴马自上任以来,虽然在战略东移的框架之下,中美之间的战略对抗有趋紧之势,但并没有产生直接的危机与冲突。考虑到中美关系经常因美国 总统变更而变化,在企稳怕变的心理之下,许多中国人乐见奥巴马连任也就不是一件奇怪的事情 (...) .

 

Eine gewisse Konstanz in den sino-amerikanischen Beziehungen sieht auch Netizen „Wamoga“ – jedoch im für China negativen Sinn.

 

(…) Vielleicht atmen nun viele auf, denn immerhin kennt man ja Obama, kann ihn bearbeiten und formen. Dagegen ist Romney ein Unbekannter. Aber ich bin der Meinung, gerade weil man ihn kennt, sollte China der zweiten Amtszeit Obamas mit größter Vorsicht begegnen. Jeder weiß, dass Aussagen und Aktionen bei den Wahlen in den USA schon immer weit auseinander klafften. Doch diese Wahl unterscheidet sich von den vergangenen. Ganz egal, ob Obama, der sich eine zweite Amtszeit wünschte, oder Romney, der nach der Macht strebte, beide haben China als Ziel ins Visier genommen. Das bedeutet, dass ein Angriff auf China schon zu einem Teil der nationalen Politik Amerikas geworden ist! Auch wenn viele enge wirtschaftliche Bindungen zwischen den USA und China bestehen, wird Amerika unaufhörlich seine Angriffsstrategie gegenüber China ausbauen. Das bedeutet auch, dass der Druck auf China mit der Wiederwahl Obamas weiter steigen wird (…) Wer auf der Welt kann denn schon glauben, man wolle China nicht bedrohen oder attackieren? Obamas zweite Amtszeit hat nichts mit Desillusion zu tun, sondern mit der Frage, welche Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen. Ich sehe dunkle Wolken am Horizont aufziehen*** (…).(...)也许很多人更多的是松了一口气,奥巴马毕竟是可知的,是可以琢磨的,而罗姆尼则是未知的。不过 在下以为,正是因为可知,已知,中国需要认真对待第二任的奥巴马. 大 家知道,美国的大选历来说的和做的总是有差距的。但这次大选与历次美国大选不同,无论是希望连任的奥巴马还是希望夺取政权的罗姆尼,都把中国当成靶子来打 击。这说明什么?说明打击中国已经成为美国的国策。不管美国在经济上与中国有多少密不可分的联系,美国长期奉行的对中国的围堵战略将会不断地升级。也就是 说,奥巴马当选对中国的挤压还会进一步加强 (…). (...)说不威胁中国,说不针对中国天下人有信的吗?对奥巴马的第二任不是不抱幻想的问题,而是如何准备应付的问题, 山雨欲来风满楼该是不会错的 (…).

 

Obamas Bestätigung im Amt verheißt auch für „Chuangzao Dawang“ nichts Gutes.

 

Obamas erfolgreiche Kandidatur ist für China sowohl eine Chance, als auch eine Herausforderung. Die Zuwendung zum asiatisch-pazifischen Raum und seine ausgeglichene und zugleich entschlossene Art in der Außenpolitik führten dazu, dass riskanten Aktionen zwischen China und den USA eher unwahrscheinlich sind. Um die amerikanischen Interessen zu wahren muss er jedoch aus den lang anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen China und seinen Nachbarn Kapital schlagen. Und sobald sich irgendetwas in China tut, kann er dies sehr einfach nutzen, um einen ernsten Angriff zu starten.奥巴马竞选成功对于中国既是机遇也是挑战。他重返亚太的外交政策及稳健果敢的外交作风决定了中美之间发生冒险性的行 动的可能性很低,但是他为了美国利益必然要利用中国周边邻国和中国之间发生长期的摩擦,而且中国一旦出现什么变动很容易被他果敢地抓到手中给予非常沉重的 一击!

 

Der Ausgang der US-Wahl wird im chinesischen Internet dementsprechend als relevant wahrgenommen. Obamas Wahlsieg, wird dabei als Voraussetzung für konstante Beziehungen zwischen China und Amerika durchaus positiv eingeschätzt. Über all dem schwebt jedoch die Diskussion über die Stellung Chinas und Amerikas und das Ringen um Macht und Einfluss auf der internationalen Bühne. Hier überwiegt auf chinesischer Seite oft die Sorge, man werde durch einen – wie auch immer gearteten – Angriff der USA bedroht.

 

_____

* Der Blogeintrag wurde am 7. November 2012 erstellt. Der gesamte Artikel der Los Angeles Times ist hier einzusehen.

** Die starke Orientierung der USA an asiatischen Nationen (insbesondere an Nachbarländern Chinas) wird als strategische Maßnahme gedeutet, um u.A. den chinesischen Einfluss in dieser Region einzudämmen und gleichzeitig sich selbst als notwendigen Partner in Anbetracht der von China ausgehenden „Gefahr“ zu etablieren.

*** Die wörtliche Übersetzung von “山雨欲来风满楼“ lautet etwa „Der Wind im Turm sagt den heranziehenden Sturm aus dem Gebirge voraus“.

 

 

Zum Weiterlesen

 

Daniel Gerichhausen: „Obama oder Romney – US-Wahlkampf aus chinesischer Sicht“, Stimmen aus China, 23.10.2012

 

 

Mannfred Henningsen: „Was die Großmächte verbindet“, Cicero online, 11.04.2012

 

Kategorien: Politik, Tags: , , , . Permalink.

Ist Ihnen dieser Beitrag eine Spende wert?
Dann nutzen Sie die Online-Spende bei der Bank für Sozialwirtschaft oder über PayPal.
Sicher online spenden über das Spendenportal der Bank für Sozialwirtschaft(nur Überweisung über 1 Euro.)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.