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Maritime Verschmutzung – Ein globales und zugleich chinesisches Problem

Immer mehr Müll landet in den Ozeanen © Kevin Krejci

Denkt man an Umweltverschmutzung, so stellt man sich zumeist verdreckte Flüsse oder in Smog gehüllte Städte vor. Dabei vergisst man allzu oft die wohl bedeutensten Ökosysteme für das Bestehen von Leben auf der Erde – die Ozeane. Die Konsequenz aus der immer weiter ansteigenden Verschmutzung der Meere sind erst seit kurzer Zeit in das Auge der Öffentlichkeit und Politik gerückt. Versuche Fehler der Vergangenheit zu beseitigen und zukünftige Verschmutzung zu verhindern sind aber dringend notwendig. Das scheint man auch in China erkannt zu haben.

 

Eine der schlimmsten Ölkatastrophen Chinas spielte sich 2010 in Dalian im Nordosten Chinas ab. Damals gingen Bilder ölverschmierter Helfer um die Welt, die teilweise mit blanken Händen versuchten, das Wasser zu reinigen. Ein Ölteppich breitete sich über eine Fläche von 430 km² aus und bedrohte Küsten, Tiere und Menschen.

 

Aber nicht nur große Katastrophen wie bei der Beschädigung von Ölraffinerien oder dem Sinken eines Öltankers tragen zur Verschmutzung der Meere bei. Auch Abwasserableitung in Flüsse und infolgedessen ins Meer, Müll sowohl vom Land wie auch von Fischerei-Equipment und nicht zuletzt der Einfluss von Schmutz in der Luft tragen zu der Verunreinigung der Ozeane bei. Nationale Regierungen stehen dabei in der Verantwortung ihren Teil zur Lösung dieses globalen Problems beizutragen.

 

Von vielen chinesischen Bloggern werden die Verschmutzung der Meere und der Beitrag Chinas ausgesprochen bewusst wahrgenommen. Hierzu tragen auch persönliche Erfahrung über das Ausmaß des Problems bei. Blogger „Weg meiner Gedanken“ erzählt von einem Ausflug an den Strand:

 

Jedes Mal, wenn ich am Meer bin, versuche ich so schnell wie möglich durch den Müllgürtel am Strand zu kommen, um weiter draußen im sauberen Wasser zu schwimmen. Aber ab und zu berühre ich mal einen treibenden, zerbrochenen Stock, eine gammlige Mülltüte oder so etwas Ähnliches. Da wird mir immer ganz schlecht. (…) Im Herbst ist das Wasser eigentlich immer deutlich sauberer als im Sommer. Man sagt ja auch „Herbstwasser ist ohne Schmutz“. Schwimmt man dann aber so vor sich hin, steigt einem plötzlich der Geruch von Diesel in die Nase, da ein Fischerboot, kurz nachdem es in See gestochen ist, offensichtlich noch in der Bucht Leck geschlagen ist. (…) Ihr Ozeane, ihr seid einfach zu nachsichtig. So nachsichtig mit uns Menschen, die euch so sehr lieben, dass wir unsere Scham kaum verstecken können. Denn wir fürchten, dass ihr uns eines Tages nicht mehr vergeben, sondern voller Wut tausende riesiger Wellen aufbauen und unsere Welt verschlucken werdet.每次下海,我都尽快冲破海边垃圾封锁线,愿意到离岸更远的大海里畅游 (…);但也不时触及漂泊的破木棍、烂垃圾袋子什么的,不免一阵恶心 (…)。立秋以后,海水要比夏季透彻很多,清净很多,“秋水不染尘”嘛!但游着游着,一阵柴油味扑鼻而来,显然是开海以来,进出海湾的作业渔船泄露造成的。(…) 大海,你真的很宽容,宽容得让我们一些爱你的人们羞愧难掩,真的担心哪一天,你再也包容不了而发怒,掀起千层巨浪,将整个世界吞没。

 

 

Die Bekämpfung von großen Umweltkatastrophen geschieht in China durchaus unter Einbezug der Öffentlichkeit, schon alleine, weil einem Unglück wie dem in Dalian ohne Hilfe von Freiwilligen kaum begegnet werden kann. Blogger „Liao Dake” kritisiert in diesem Zusammenhang, dass bei großen Umweltkatastrophen zumeist erst die ökomische Folgen und dann die ökologischen bedacht und diskutiert werden.

 

 

Immer wieder können wir große Umweltkatastrophen beobachten, wie bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko oder der Gasrohrexplosion in Dalian. (…) Bei diesen inneinander übergehenden Umweltkatastrophen im Meer darf der ökomische Schaden, den die Umweltverschmutzung mit sich bringt, nur an zweiter Stelle stehen. Denn die Gefahr für den Menschen sowie die Umwelt, die für das Überleben anderer Organismen unverzichtbar ist, ist im Vergleich dazu kaum messbar.从墨西哥湾漏油到大连输油管爆炸事故,我们看到,环境灾难在地球上一次又一次重复上演。(…) 一件接一件的环境灾难在海上发生,环境污染所造成的经济损失还在其次,它对人类和其它生物所赖以生存的环境所造成的危害却是不可估量的。

 

 

Blogger „Ling Bai” weist darauf hin, dass neben dem zerstörerischen Einfluss auf natürliche Lebensräume und Biosphären maritime Verschmutzung auch eine direkte Konsequenz für den Menschen hat. Er spricht dabei das wichtige Thema der Versorgung durch das Meer an, denn gerade in China ist der Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten eine wichtige Nahrungsquelle.

 

 

Man kann wirklich nicht ausschließen, dass wir eines Tages feststellen werden, dass es im Meer keine essbaren Meeresfrüchte mehr gibt, die uns Menschen Nahrung spenden könnten. Schon heute essen wir ungern die Meeresfrüchte von küstennahen Gebieten, da ihr Inneres ganz gräulich ist. Mit zusätzlicher Verschmutzung können wir über kurz oder lang gar keine Tiere aus dem Meer mehr essen. Denn wer weiß, ob diese nicht auch verschmutzt sind.真不知道会不会有一天,大家发现海里再没有那些可口的海鲜供我们人类取食?如今我就不太愿意吃近海的海鲜,因为心里已经有阴影,再加上这次的污染,我想短时间内我不会去吃任何的海鲜,谁知道那些东西是不是也被污染了呢?

 

 

Die Dringlichkeit einer Bekämpfung von maritimer Verunreinigung ist bei der chinesischen Regierung durchaus angekommen. Es gibt Gesetze zum Schutz der Meere, Beobachtungsprogramme zur Kontrolle bestimmter Verschmutzungsfaktoren sowie eine wachsende Anzahl von Meeresschutzgebieten.

 

Blogger „Heimat des klaren Wassers“ ist das nicht genug. Er meint, dass man nur durch veränderte politische Prioritäten lokaler Regierungen und einer Einbindung der Bevölkerung tatsächliche Erfolge erzielen kann.

 

Im Kampf gegen maritime Verschmutzung ist es am Wichtigsten, das einseitige Streben einiger Lokalregierungen nach einer schnellen Entwicklung und einem Anstieg des BIPs zu ändern und seine Ansichten zur Entwicklung der Umwelt sowie zu politischen Erfolgen aufzugeben. Um die Meinung lokaler Regierungen zu diesen beiden Punkten zu ändern, muss man die traditionellen Methoden der Evaluation von politischen Erfolgen neu gestalten. Zukünftig sollte man Umweltschutz mit auf die Evaluationsliste setzen. Außerdem sollte man eine umfassende Beteiligung der Bevölkerung an öffentlichen Umweltschutzaktionen verstärken und der Öffentlichkeit Rede- und Kontrollmacht geben.对于海洋污染的防范,最重要的是改变一些地方政府片面追求发展速度和片面追求GDP增长,而不惜牺牲环境的发展观和政绩观。改变地方政府的发展观与政绩观关键在于要改革考核政绩的传统模式,将环境保护列入考核内容,加大民众深度参与环保公共事务的力度,才能让公众拥有话语权和监督权。

 

 

Zum Weiterlesen

 

Informationen der chinesischen Regierung zu maritimer Umwelt und Programmen gegen Verschmutzung

 

Information Office of the State Council of the People’s Republic of China: „The Development of China’s Marine Programs“, China.org.cn, 1998.

 

State Oceanic Administration: „Bulletin of China’s Marine Environmental Status of China for the year of 2010“, State Oceanic Administration, 2011.

 

Bericht über aktuellen Status der Verschmutzung: Heavy Pollution of China’s Marine Zones”, China Daily, 2006.

 

Internationales Program der Global Environmental Facility zur Säuberung vom Huai Fluss Delta: World Bank: „China: GEF Grant to Reduce Marine Pollution in the Huai River Basin“, World Bank, 2012.

 

 

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Eine Antwort zu Maritime Verschmutzung – Ein globales und zugleich chinesisches Problem

  1. avatar Daniel sagt:

    In dem Zusammenhang sollte auch die jüngste Protestaktion im küstennahen Qidong erwähnt werden. (http://www.nytimes.com/2012/07/29/world/asia/after-protests-in-qidong-china-plans-for-water-discharge-plant-are-abandoned.html?_r=1&ref=china&gwh=9E0E460321DDF80DB7BF8E12525BE1D9) Die Stadtbevölkerung hat dort erfolgreich gegen das Ableiten von Abwässern durch eine Papierfabrik demonstriert, die neben der bereits massiven Umweltverschmutzung auch die Fischerei-Industrie beeinträchtigt hätte. Man kann der Zivilgesellschaft nur wünschen, dass sie sich öfter gegen solche Projekte durchsetzen kann und es in Zukunft mit weniger Gewalt vonstatten geht. Wenngleich man auch nicht blauäugig erwarten sollte, das der chinesische Staat vor diesen Protesten „kapituliert“ (http://www.welt.de/politik/ausland/article108411308/China-kapituliert-vor-der-Protestgeneration.html) und von nun an die Bevölkerung bei Entscheidungen über solche Projekt beteiligt wird.

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