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China zu Nordkorea unter Kim Jong-un: Wohin steuert Nordkorea nach Kim Jong-il?

Wie wird sich Nordkorea unter Kim Jong-ils Sohn außenpolitisch verhalten? Was sind die politischen Unterschiede zwischen China und Nordkorea? Wie soll es jetzt für Nordkorea weitergehen?  Blogger Song Luzheng, der derzeit in Frankreich lebt und für europäische Zeitungen Texte zu internationalen Fragen verfasst, über die fast zwanzigjährige Herrschaft des „Geliebten Führers“.

Kim Jong-ils Vermächtnis – Kim Jong-un’s Erbe

 

Ein Gründervater der modernen Politikwissenschaft in den westlichen Ländern, Machiavelli, hat einmal folgendes gesagt: Erst wenn die Menschen einen Politiker fürchten, lieben sie ihn für seine Siege. Kim Jong-il hat die Liebe seiner Landsleute und die Furcht der internationalen Gemeinschaft errungen. Nach chinesischen Standards war er allerdings ein unfähiger Politiker. Er hat während seiner Regierungszeit verpasst, es Vietnam gleichzutun: eine „chinesische Revolution“ durchzuführen und sein Land zu entwickeln und zu reformieren. Stattdessen hat er die von der Geschichte widerlegten Systeme der Planwirtschaft und die Politik der „geschlossenen Tür“ beibehalten. Jetzt, wo Kim Jong-il tot ist, ist Nordkorea ärmer denn je, noch zurückgebliebener als zuvor, noch verschlossener und noch unfreier. Selbstverständlich hatte Nordkorea keine mit China vergleichbare, vorteilhafte, internationale Umgebung. Auch gab es in China Dinge wie die Kulturrevolution, die das Gedankengut der Menschen nachhaltig veränderte. Noch wichtiger ist aber das Risiko, dass eine sich im Wandel befindende Gesellschaft degeneriert statt sich weiter zu entwickeln. Obwohl Chinas Reformen schleichend kamen und von großartigen Menschen wie Deng Xiaoping geführt wurden, gab es auch in China in den Achtziger Jahren eine bis heute reichende schwere Krise, die die Vitalität des Staates dauerhaft schädigte. Nach dem Tod Kim Jong-ils liegt das besondere Augenmerk der Welt verständlicherweise auf Zukunft und Schicksal Nordkoreas. Kim Jong-un, der designierte Nachfolger und Sohn Kim Jong-ils, wurde erst in den 1980er Jahren geboren und verfügt nicht über den Erfahrungsreichtum des jungen Kim Jong-ils. Darüber hinaus hat er auch noch mit komplizierteren, innen- und außenpolitischen Herausforderungen zu kämpfen. Daher stellt sich die Frage, ob der neue Führer überhaupt über die notwendigen Fertigkeiten verfügt, das Land zu regieren.

 

China und Nordkorea – Bruderstaaten auf getrennten Wegen

 

Das früher als „Kleinchina“ bezeichnete Nordkorea hat, wie auch China, eine lange feudalistische Vergangenheit. Der große Unterschied zwischen China und Korea besteht darin, dass China im Laufe seiner Geschichte zahlreiche Revolutionen durchgeführt hat. Zwar war das Feudalwesen in beiden Ländern allgegenwärtig und tief verankert. Doch China ist es gelungen, mit der Welt Kontakte aufzubauen, sodass es nun mehr und mehr zu einem modernen Staat wird. Die erzwungene Öffnung Koreas durch die westlichen Länder wurde hingegen von einem Wandel des Landes zu einer japanischen Kolonie begleitet, bevor neues Gedankengut Fuß fassen konnte. Nach der Niederlage der Japaner wurde somit auch die Rückgabe der Macht an die Koreaner unter dem Einfluss politischer Traditionen durchgeführt. Dementsprechend hat sich Nordkorea trotz der Selbstbenennung als „sozialistischer Staat“, nach dem Untergang der japanischen Kolonialmacht in seinen Strukturen nicht wesentlich verändert. Auch das heutige Nordkorea wird, Kim Jong-uns Regierungsfähigkeit vorausgesetzt, die Politk Kim Jong-ils größtenteils fortführen müssen. Sollte Kim Jong-un sich hingegen als regierungsunfähig herausstellen, wird das Land wohl über kurz oder lang von Interessengruppen geführt werden. In diesem Punkt gleicht Nordkorea wiederum der chinesischen Ming-Dynastie: Kaiser, die sich nicht für das Regieren ihres Landes interessierten, wurden damals dauerhaft durch Beamte ersetzt. Die sorgten dafür, dass der Betrieb des Landes nicht aufgehalten wurde. Der Kaiser fungierte damals nur als Symbol des Staates, um Einigkeit und Stabilität zu gewährleisten (solange es einen Kaiser gab, hielten sich die Revolten und Aufstände in Grenzen).

 

Nordkorea in Ostasien – Ein Krebs unter Walen?

 

Wenn sich ein Land im Zeitalter der Globalisierung dazu entschließt, sich abzuschotten, wird seine Entwicklung längerfristig dennoch von anderen Ländern abhängen. Das „Sein oder nicht sein“ Nordkoreas liegt somit nicht nur in den Händen der Nordkoreaner, sondern wird auch durch Interessen der verschiedenen großen Länder mit beeinflusst werden. Ähnlich verhält es sich mit den unterdrückten Völkern. Nach dem Tod des libyschen Diktators Gaddafi, schien sich die Lage in Bahrain auch wieder zu entspannen. Nordkorea ist politisch eingeklemmt zwichen China, Russland, den USA, Japan und Südkorea. Obwohl die Eigeninteressen dieser Staaten sich unterscheiden, so haben sie doch alle einen Wunsch, der sie vereinigt: Sie wollen nicht, dass Nordkoreas Regime zusammenbricht. Obwohl Südkorea die Wiedervereinigung mit dem Norden will, fehlt dem Land die Kraft zur realen Durchsetzung dieses Interesses. Wenn Nordkorea zusammenbricht, wäre es notwendig, die Lebensgrundlage von 23 Millionen Menschen mehr zu gewährleisten und ihre Wertvorstellungen anzugleichen – eine Herausforderung, die Südkorea momentan nicht auf sich nehmen kann. Die USA sind in Ostasien wiederum präsent, um Südkorea und Japan im Kampf gegen Nordkorea zu unterstützen. Wenn Nordkorea plötzlich zu existieren aufhörte, wozu bräuchten Südkorea und Japan dann noch die USA und warum sollten sie sie in internationalen Fragen weiterhin unterstützen? Gleichermaßen würde ein Zusammenbruch Nordkoreas auch Japans Interessen stören, da eine vereinigte koreanische Halbinsel eine Bedrohung für den Inselstaat darstellt. Auch Russland müsste die Größe seiner Fernost-Streitkräfte entscheidend dezimieren. Und China fürchtet die große Masse an verarmten Menschen, die bei einem Zusammenbrechen Nordkoreas in das Land strömen würden und die amerikanischen Einflüsse, die eine Vereinigung der beiden koreanischen Staaten mit sich bringen würde. Deswegen sind Nordkoreas große Nachbarstaaten sehr daran interessiert, den Status Quo aufrecht zu erhalten. Vom außenpolitischen Standpunkt aus gesprochen werden sich auf der koreanischen Halbinsel keine grundlegenden Veränderungen einstellen. Dass in Nordkorea eine Revolution stattfinden könnte, müsste der Westen zunächst sein altes Feindbild ablegen und Nordkorea eine gleichberechtigte Stimme in der Weltgemeinschaft zubilligen. Zweitens bräuchte es eine großflächige wirtschaftliche Unterstützung aus dem Ausland, wobei die nordkoreanischen Reformen als Chance zur Stabilisierung aufgefasst werden müsste. Kim Jong-il hatte zum Beispiel eine Währungsreform durchgeführt, die aber an sozialen Unruhen scheiterte. Langfristig müssen wohl erst der Aufstieg Chinas abgeschlossen und Amerikas Truppen aus Ostasien abgezogen werden, damit günstige Bedingungen für eine Vereinigung der koreanischen Halbinsel geschaffen werden.

 

Chinesische Reaktionen aus dem Netz zu Kim Jong-Il’s Tod

 

Song Luzheng betreibt noch einen anderen Blog auf Ifeng. Der Artikel ist auch dort zu finden, zusammen mit einigen Leserkommentaren. Hier eine Auswahl chinesischer Stimmen zur Regionalpolitik und zur Erbfolge

 

„die Naivität verstecken“

‚Obwohl Südkorea die Vereinigung will‘?? Haha, das Land, dass sich am wenigsten vereinigen will ist doch Südkorea! Allein, dass es amerikanische Truppen beherbergt, zeigt doch schon, dass es sich nicht vereinigen will! Man muss sich doch fragen, warum Südkorea mit dem verarmten Nordkorea zusammenkommen sollte? Eine Wiedervereinigung würde bedeuten, dass sie alle gemeinsam mit der Armut kämpfen müssen, die Südkoreaner sind doch keine Deppen.韩国虽然愿意统一??-----------呵呵,最不愿意统一的恰恰是韩国!之所以让美国驻军,就是不愿意统一的表现!平心而论,韩国人为何要与贫穷的朝鲜统一呢?统一即意味着大家一起贫穷,韩国人不是傻子。

 

„Großes Messer Nummer 1“

Kim Jong-un hat nach seinem Amtsantritt keine Wahl: er muss die Gesellschaft stabilisieren, die Wirtschaft entwickeln und den Lebensstandard der Menschenverbessern. Außerdem muss er eine engere Beziehung mit China und Russland aufbauen und aktiv an westliche Länder wie Japan, Südkorea und die USA herantreten. Ich kann nur hoffen, dass sich Nordkorea ein Beispiel an China nimmt und von dessen Erfahrungen mit der Reform und Öffnung des Landes profitiert, die Vorteile des Sozialismus entwickelt und damit zu einem reichen und mächtigen Land wird.稳定社会, 发展经济, 提高民生, 加强与中俄的紧密联系, 积极改善对韩日美等西方国家关系 将是金正恩执政时期的不二选择. 但愿朝鲜认真学习中国改革开放的经验和教训, 发扬社会主义制度的优势, 把朝鲜建设成为强国富民的新国家.

 

冯异

Die einzige Option, die Kim Jong-un hat, ist so nah wie möglich an China heran zu rücken, den Atomwaffen abzuschwören und China (eventuell zusammen mit Russland) für die Sicherheit des Landes sorgen zu lassen. Mit Unterstützung Chinas sollte er das Land auf den Weg der Reform führen, den Lebensstandard der Menschen verbessern und sich ökonomisch an China annähern. Wenn er noch das Erbfolgeproblem löst und seine Nachfolge nicht innerhalb der Familie Kim weitergibt, wird er zu einem großen Politiker werden und seinen Vater und Großvater übertreffen. Die Lage gegenüber China wäre so auch entspannter und würde insgesamt eine friedliche Entwicklung Asiens gewährleisten.金正恩的最佳选择是一面倒彻底亲华,放弃核武,由中国(也许还可加上俄)保证它的国家安全,在中国的指导帮助下走上改革之路,大力改善 人民生活,经济上融入大中华经济圈。如再解决接班人不传金家问题,必成一代杰出政治家,超过其父、祖。这也是对中国最好的局面,也有益于东亚缓和发展。

 

„In einer Zwischenwelt die herab fallenden Blumen beobachten“

Nach außen hin scheint es soziale Gerechtigkeit zu sein, aber eigentlich handelt es sich bei der Nachfolgeregelung um nichts anderes als eine klassisch monarchische Struktur. Der große Teil der nordkoreanischen Unterschicht traut sich zu protestieren, aber nicht, zu sprechen!表面是社会正义,实质是典型的封建世袭王朝。朝鲜的底层大众一直敢怒不敢言!

 

 

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