Während man in Deutschland kontrovers über Datenschutz und Privatsphäre diskutiert, werde viele Überwachungstechnologien in China bereits an staatlichen Schulen ausprobiert. Von Smart Uniforms bis zur Gesichtserkennung – was halten die Netizens davon?
Schuluniform 2.0
Während selbst White Boards sich nur langsam in deutschen Klassenzimmern durchsetzen und noch immer von manchen Lehrern ungern verwendet werden, ist die chinesische Regierung mit dem Einsatz der Technik an einigen Schulen schon einen Schritt weiter.
Mit Hilfe einer Software soll nicht nur die Sicherheit der Schüler gewährleistet werden, sondern die „Smart Uniform“ soll auch Schwänzen verhindern. Durch einen eingenähten GPS-Tracker kann der Aufenthaltsort des Trägers bestimmt werden. Somit ist sofort ersichtlich wann ein Jugendlicher das Schulgelände betritt und verlässt. Diese Daten werden dann automatisch an die Kontrollinstrumente der Schule übermittelt, um später an die Eltern versandt zu werden.
Durch Gesichtserkennung soll gewährleistet werden, dass jeder Schüler seine zugehörige Uniform trägt. Die „Schuluniform 2.0“, die von der Firma Guizhou Guanyu Technology entwickelt wurden, sind inzwischen an 11 Schulen in den Provinzen Guizhou und Guangxi im Einsatz.
Laut der Regierungszeitung China Daily sind Schulleiter und Lehrer mit dieser vor kurzem eingeführten Technik sehr zufrieden. Auch die Eltern können dem einige Vorteile abgewinnen. Vor allem Väter und Mütter von Internatsschülern bewerteten die neue Schulkleidung positiv. Obwohl er nicht persönlich vor Ort ist, könne er seinen Sohn so trotzdem kontrollieren, zitiert China Daily einen Vater.
Konzentriert oder gelangweilt?
By Anna Frodesiak – Own work, CC0, Link
Während die Uniform bisher nur an wenigen Schulen verwendet wird, ist Gesichtserkennung immer mehr die Norm in chinesischen Klassenzimmern. So beispielsweise in einer Schule in der Provinz Zhejiang, die damit das Verhalten der Schüler im Unterricht bewerten will.
Angeblich kann die Software Gesichtsausdrücke wie Wut, Trauer und Überraschung erkennen. Bei den in China üblichen langen Schultagen wird sie aber auch dafür eingesetzt zu überprüfen, ob und vor allem welche Schüler während der Kurse einschlafen. Das sorgt bei den Netizens für Belustigung, aber auch Verärgerung.
Blogger “Ich spreche wahre Worte” schreibt:
Weibo-Nutzer „MMMultiversEEE“, der selbst noch Schüler ist, beschwert sich über die Bedingungen:
Netizen “Chen ohne Reue” meint nur trocken:
Es ist doch langweilig im Unterricht nicht zu schlafen.上课不睡觉没意思啊
Auch andere Bereiche des Schullebens sollen mit Hilfe der Technologie effizienter werden. So kann durch Gesichtserkennung angeblich innerhalb von 8 Sekunden das Mittagessen an den bestellenden Schüler ausgegeben werden. Die Software wickelt automatisch die Bezahlung ab und schickt einen Ernährungsbericht an die Eltern. Die Cafeteria-Mitarbeiter müssen nur noch das jeweilige Essen auf Teller schaufeln – Bestellung und Abrechnung erledigt die moderne Technik.
Gefahren der Gesichtserkennung
An der Universität Chongqing wurde genau dieser Gesichtserkennungsmechanismus den Studenten zum Verhängnis. Im Normalfall müssen die Studenten ihr Gesicht scannen lassen, um in die Studentenwohnheime hinein und hinaus zu gelangen. Bei der Evakuierung nach einem Erdbeben im Juni 2019 hatte dies zur Folge, dass sich lange Schlangen bildeten. Die Studenten konnten nicht schnell genug aus dem Gebäude.
Die Software konnte die vielen Gesichter nur langsam zuordnen und schloss immer wieder die Tür. Es wurde zwar niemand verletzt, aber die Universität geriet trotzdem in Kritik. User „Li Yuefei´s Weibo“ schreibt beispielsweise wütend:
Die Schulleitung hat ernsthaft die Aufsichtspflicht verletzt!学校领导严重失职!
Angeblich hatte es eine Notfall-Funktion gegeben, entgegnete die Einrichtungsleitung. Auch Tang Haichao, ein erfahrener Softwareentwickler im Sicherheitsbereich, will die Technik nicht in der Kritik sehen:
Die Software-Entwickler hatten in der Tat an einen solchen Notfall gedacht und eine entsprechende Funktion eingebaut. Das Problem lag an anderer Stelle, wie auch Netizen „Dreifache Klarheit, Dreifaches Talent“ schreibt:
Das hatte die Universität wohl in ihrer Planung übersehen. Immerhin hat die Uni-Leitung versprochen für Schulungen zu sorgen, in denen die Studenten lernen sich im Notfall mit oder ohne Technik in Sicherheit zu bringen. Trotzdem zeigt das Beispiel, dass der Einsatz von solcher Software Gefahren mit sich bringt.
Zum Weiterlesen:
Daniel Tautz: „Chinesische Schulen überwachen Schüler per Uniform“, Zeit Online, 21.12.2018.
Axel Dorloff: „Chinas intelligenter Schule entgeht nichts“, Deutschlandfunk, 21.01.2019.
Menno bin ich froh dass meine Kinder nicht mehr zur Schule gehen müssen.
Überwachung kaum zu übertreffen.
Die Welt ist verrückt geworden, diese Entwicklung macht mir einfach nur noch Angst