Präsident Xi Jinping in Davos, Außenminister Wang Yi in München – beide propagieren Freihandel sowie Globalisierung und warnen vor Protektionismus. Diese Positionen werden im Westen mit Interesse verfolgt. Doch was denken chinesische Netizens über Chinas neue Führungsrolle in der Wirtschaftspolitik?
Chinas Wirtschaft ist auf Exporte angewiesen und entsprechend entschlossen propagiert die chinesische Regierung den Freihandel. Nachdem die USA unter ihrem neuen Präsidenten Trump nun eine protektionistische und isolationistische Linie verfolgen, werden auch Rufe nach einer von China angeführten neuen Wirtschaftsordnung laut.
Innen vor außen
Netizen „Banyuan Xiudao Jun“ sieht die geforderte Vormachtstellung Chinas aber eher skeptisch:
Auch Netzbürger „Göttliche Beobachtung“ fordert einen anderen Schwerpunkt der chinesischen Politik:
Als weitere Argumente gegen ein überzogenes außenpolitisches Engagement werden unter anderem die Entwicklung der chinesischen Unterschicht, das nach wie vor deutliche entwicklungstechnische Hinterherhinken hinter den Industrienationen sowie eine noch nicht ausgereifte gesellschaftliche Ordnung im Innern genannt.
Im falschen Film?
Viele Netizens vertreten die Meinung, dass die politische Großwetterlage nicht einer gewissen Komik entbehrt. User „Lai Xingchen“ jedenfalls findet die Zeichen der Zeit äußerst absurd:
Ohnehin befindet sich Chinas Wirtschaftspolitik in den letzten Jahrzehnten in einer äußerst rapiden Entwicklung. Netizen „linkzjs023“ erinnert an einen besonders tiefgreifenden Schritt, der dies widerspiegelt:
Protektionismus als letzte Konsequenz?
Dass die aktuelle Entwicklung vielleicht noch nicht das Ende der Fahnenstange ist, findet Netizen „Es ist schwer, die alten Ideale aufzugeben“:
Führerlos in die Zukunft
Viele Netizens, so auch „Die Bergchrysanthemen bauen auf den Spätherbst“ leiten aus dem Rückzug der USA ohnehin keine Notwendigkeit für einen Nachfolger ab:
Die meisten Kommentare begegnen der Forderung nach einer Führungsrolle Chinas in der Wirtschaftspolitik mit großer Skepsis. Weitgehend einig ist man sich darin, dass China keinem anderen Staat seine eigene Politik aufzwingen sollte und dieses politische Ziel auch nicht verfolgt. Unstrittig ist aber, dass ein immer mehr Länder umfassender Freihandel China als aufstrebender, exportstarker Nation in der momentanen Situation nützt.
Zum Weiterlesen:
Mirko Woitzik: „China und Kasachstan: Zwischen Kooperation und Krise“, Stimmen aus China, 06.11.2016.
Kai Fornahl: „Reform der Landnutzungsrechte in China – Ein Geschenk an die Landbevölkerung“, Stimmen aus China, 28.12.2016.
Matthias Naß: „Weltordnungsmacht China“, Zeit Online, 22.02.2017.
Bernhard Zand: „Der Phrasenmeister von Davos“, Spiegel Online, 18.01.2017.