
Chinas Richter kündigen: Artikel wie diese werden oline viel diskutiert. Screenshot.
Immer mehr von Chinas Rechtsangestellten legen ihr Amt nieder. Im Netz erläutern sie selbst, was hinter diesem Trend steckt.
„Die Kündigungen chinesischer Richter haben in den letzten Jahren einen neuen Höhepunkt erreicht. 2015 haben über 1000 Richter ihr Amt niedergelegt. Bei 200.000 Richtern im Land entspricht das etwa 0,5%.“(…) 将近几年法官辞职现象推向了高潮。2015年全国法院辞职的法官超过1000人,在全国共20万法官中占比0.5%左右. (…), hieß es in den viel diskutierten Artikeln.
Interne Quellen aus dem Justizministerium gehen jedoch davon aus, dass diese weit verbreitete Zahl eine Untertreibung ist. Sie vermuten, etwa ein Prozent der Richter habe ihr Amt niedergelegt. Währenddessen mutmaßen außenstehende Experten, dass die Dunkelziffer noch weitaus höher sein könnte.
Was sagen die Richter?
Netizens diskutieren vor allem, was die Gründe für diesen Trend sind. Denn auch in China geht dem Richteramt eine vergleichsweise lange Ausbildung voraus und es gilt allgemein als guter Job.
Antworten liefern die ehemaligen Richter selbst. In Fachzeitschriften geben sie Einblicke in ihren Arbeitsalltag, der mit einer Reihe von Schwierigkeiten verbunden ist:
Liang Su zum Beispiel studierte in Peking und begann 2002 für Chinas Rechtsbehörden zu arbeiten. Während seiner Zeit als Richter bearbeitete er täglich bis elf Uhr abends 300 bis 600 Fälle pro Jahr. Das Gehalt jedoch blieb, auch gemessen an der Preisentwicklung in China, vergleichsweise gering:
Sieben Jahre später erhielt er monatlich immer noch viertausend Yuan, nur die Preise, gerade auf dem Grundstücksmarkt, hatten weiterhin rasant zugenommen. Auf eine Wohnung zu sparen, war für ihn unmöglich geworden und er orientierte sich beruflich um.
Wang Yang, der in der westchinesischen Binnenprovinz Sichuan als Richter gearbeitet hat, berichtet ähnliches:
Dass Wang deshalb seinen Beruf aufgegeben hat, konnte sein Umfeld dennoch nicht verstehen:
Eine schwere Last
Das geringe Gehalt, die große Anzahl an Fällen und die langen Arbeitszeiten, sind nicht allein ausschlaggebend für den hohen Frustrationsgrad unter Chinas Rechtsangestellten, wie Li Zhi berichtet:
Auch Wang Xuetang, der ebenfalls sein Amt niedergelegt hat, schreibt in einem Artikel von großem Druck:
Ob darüber hinaus die geringen Gehälter und die langen Arbeitszeiten ein Einfalltor für Korruption sein können, wird in China nicht diskutiert. Einige Richter, die versucht haben, trotz der schwierigen Arbeitsbedingungen mit dem geringen Gehalt auszukommen, scheinen jedoch lieber aufzugeben, als ihr Leben der chinesischen Justiz zu opfern.
Zum Weiterlesen
„Why are Chinese judges resigning?”, Supreme People’s Court Monitor, 23. August 2016.
Mehr Informationen zum Beschwerdebriefsystem gibt es hier auf Chinesisch.
Beitragsbild: Screenshot. Weibo. 19.09.2016.