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Der Panda-Virus und seine Folgen

Kreative Subkultur, subversive Tätigkeit oder gar eine nationale Verschwörung (der einheimischen Anti-Virus-Softwareentwickler)?
Der chinesische Computervirus „nimaya.worm“, der bei ausgeführten .exe – Dokumenten in Form eines kleinen Pandabärs sein Unwesen treibt, hat eine Welle von Aktionen und Kommentaren unter der chinesischen Bloggergemeinde ausgelöst.


„Sich Freude im Leid“ schaffen – so kommentiert ein Blogger die jüngste Panda-Schaffenseuphorie der chinesischen Bloggergemeinde. Im Wettbewerb um die kreativste Einbettung des Virusnamens „(Streichholz)Stäbchen verbrennender Pandabär“ in bekannte Lieder, Dialoge oder Werbephrasen brechen die Teilnehmer bewusst Tabus, so der Autor. In dieser Form der „abnormaler Kultur“ gehe es um eine Inzenisierung, um die Infragestellung von Autoritäten und die Propagierung von Anti-Helden.

Beispielsweise stellte ein Blogger den Computervirus in mehreren Varianten selbst nach und erntete dafür nicht Spott oder Lacher, sondern überwiegend Bewunderung und Lob, weil er mutig die Tabus des „Normalseins“ durchbrochen habe.

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Bewusst wird auch vor von den Eliten als unantastbare kulturelle Schätze deklarierten Tang- und Song-Gedichten nicht halt gemacht. Klassische Werke der Dichter Cui Hao oder Li Bai werden einfach auf den Panda-Viraus umgedichtet. Auch Slogans, die im politischen Kontext verwendet werden, sind kein Tabu. So wurde aus dem von der chinesischen Führung für eine volksnahe Politik wiederbelebten Slogan „Der Mensch als Basis“ (yi ren wei ben) nun „Der Panda als Basis“ (yi xiong wei ben).

Diesen Angriff auf Autoritäten und verordnete Normalität sieht der kommentierende Blogger nicht ausschließlich negativ. Denn es sei auch ein Ausdruck der „wachen Gedanken“ und einer erstaunlichen künstlerischen Kreativität der Internetnutzer.

Ein anderer Blogger namens „anhaltender Friede“ nutzt den Virus um ganz anderen Dimensionen der chinesischen Gesellschaft und Politik zu kommentieren.
Warum denn staatlichen Stellen diesen Virus nicht systematisch bekämpfen würden, fragt er. Hat Hu Jintao nicht von einer „gesunden Netzkultur“ gesprochen? Dann wäre die Bekämpfung dieses Virus aber nun die dringlichste Aufgabe. Auch versteht die Blogger nicht, „warum sich die Chinesen ins eigene Fleisch schneiden wollen“. Wie kann es denn sein, fragt der Blogger, dass sie einen Virus entwickeln und damit der eigenen Bevölkerung schaden sowie dabei auch noch den Namens des „Staatsschatzes“ Panda beflecken.
Komisch findet der Blogger auch, dass viele Berichte über den Panda-Virus extra betonen, dass „ausländische Anti-Viren-Software nichts nütze“. Hinter diesem Virus müsse doch viel mehr stecken, so vermutet der Autor und bittet die staatlichen Behörden um schnellstmögliche Aufklärung.

Ãœbersetzung und Zusammenfassung: Kristin Kupfer

Quellen: http://plumlis.blog.sohu.com/32638532.html
und
http://dong-h-d.blog.sohu.com/32573337.html (Zugang am 4.2.2007)

Kategorien: Archiv bis 2009. Permalink.

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