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Handygewohnheiten – interkultureller Spiegel der Gesellschaft?

Der unterschiedliche Umgang mit der Herausgabe von Handynummern ist für Blogger Li Fang ein interkultureller Schlüssel zur chinesischen und westlichen Gesellschaft.
Auslöser war, so Li, ein Gespräch mit seiner Frau am samstäglichen Frühstückstisch: Ihr Handy klingelte, als sie auflegte hatte, sagte sie, dass im beruflichen Kontext viele Leute ihre Handynummer haben wollen. Obwohl sie das eigentlich nicht mag, wolle sie nichts falsch machen und habe die Nummer dann auch einigen Leuten gegeben.
Seine Frau, so schreibt Li weiter, habe viele Jahre in ausländischen Firmen gearbeitet und habe die westliche Gewohnheit der Trennung zwischen Beruflich und Privat übernommen. Für sie wäre eine Handynummer etwas Privates, für berufliche Belangen solle man im Büro anrufen.

Da sind Chinesen und Westler wohl wirklich unterschiedlich, folgert Li.

Obwohl er es selbst auch nicht mag, grundlos gestört zu werden, gibt er seine Handynummer immer ohne zu zögern weiter. Für ihn bedeute das Handy Gelegenheit(en), so Li. Auch wenn etwas zu erledigen sei, dann könne man sich darauf vorbereiten und dann zu jeder Zeit von jeden den Anruf entgegen nehmen.

Li schreibt, er glaube, dass sich die chinesische Wirtschaft so schnell entwickelt hat, hat auch mit der Lebenseinstellung der Chinesen zu tun. Sie seien bereit für eine Gelegenheit, einen Teil des Privatlebens und der Freiheit zu opfern. In seiner Firma sei das auch so: jede noch so kleine Firmenangelegenheit ist wichtiger als jede noch so wichtige Privatsache.

Li will solche Gewohnheiten nicht bewerten, aber solch eine Offenlegung der Handynummer weist seiner Meinung darauf hin, dass die Menschen [in so einer Gesellschaft, KK] angespannter sind, und jede noch so kleine Gelegenheit mehr wertschätzen, ihr Bedürfnisstreben noch ausgeprägter ist. In China hätten viele Leute, anders als in Westen, noch keine so gute berufliche Qualifikation bzw. die chinesische Berufswelt sei auch noch nicht so ausdifferenziert, deshalb seien in China viel mehr Leute auf Gelegenheiten angewiesen, weil sie direkt miteinander konkurrieren und so Gelegenheiten einem jeden zufallen könnten.

Wenn Ausländer, so Li weiter, über Chinas Vitalität sprechen, dann beschrieben sie oft eine chaotische, nicht geordnete Gesellschaft, Menschen mit vielen Bedürfnisse, auch mit mehr Gelegenheiten. In so einer Gesellschaft müsse man alle Antennen einschalten. Und, wenn viele Menschen solch eine „Allzeit zum Abheben bereit“-Einstellung haben, dann trägt das zur Vitalität der Wirtschaft bei, so Li.

Ãœbersetzt und zusammengefasst von
Kristin Kupfer

Chinesische Quelle: Sina Blog, http://blog.sina.com.cn/u/467cdd05010004qi#comment,
Zugriff am: 6.8.2006.

Kategorien: Archiv bis 2009. Permalink.

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