In Paris fand im Dezember 2015 die UN-Klimakonferenz statt. Währenddessen war Chinas Norden von einer giftigen Abgasschicht überzogen. Chinas Netizens begegnen den Umweltproblemen mit Solidarität, Angst und Humor.
Anfang 2015 veröffentlichte der Regisseur Jia Zhangke seinen Kurzfilm Smog Journeys. Kurz darauf zeigte Filmemacherin Chai Jing in ihrer Dokumentation Under the Dome das volle Ausmaß der Luftverschmutzung in China. Beide Filme wurden nach kurzer Zeit von der Zensur aus dem chinesischen Internet verbannt.
Viele chinesische Stadtbewohner müssen jedoch keineswegs erst ins Internet gehen, um zu erkennen, wie ernst die Situation ist. Obwohl die Kommunistische Partei China (KPCh) versucht, der Lage durch Gesetzesänderungen und Umweltschutzinitiativen Herr zu werden, ist die Luft dennoch in vielen Städten an manchen Tagen so verschmutzt, dass sie von der WHO als giftig eingestuft wird.
Ausgerechnet während des Welt-Klimagipfels in Paris versanken Peking und andere chinesische Großstädte im Smog. Zu dieser Zeit war die Luftverschmutzung so schlimm, dass die Regierung die höchste Alarmstufe ausrief. Schulen und Kindergärten blieben geschlossen. Wer konnte, ging nicht aus dem Haus. Wenn die Menschen auf die Straße gingen, dann mit Atemmasken.
Internetnutzer kommentieren die Luftverschmutzung
Für Weibo-Nutzer Nur Gucken – nicht kommentieren gehen die politischen Maßnahmen an der Lebenswirklichkeit in China vorbei:
So wie dieser Netizen äußern sich auch viele andere Chinesen zu den Umweltproblemen auf Weibo eher pragmatisch. Acancancan Park ruft seine Mitbürger auf:
Manche jedoch greifen noch zu ganz anderen Maßnahmen. Weibo-Userin Die Jahre ziehen vorbei wie Pendelverkehr flüchtet sogar aus Peking. Sie will der Luftverschmutzung entgehen:
In den sozialen Netzwerken finden sich auch kritische Statements. Dabei stammen einige der politischen Äußerungen von regierungstreuen Netizens. Genosse Zhou Xiaoping, der in seinem Social- Media-Profil angibt, Mitglied der staatstreuen Organisation All-Chinesischer Jugendbund zu sein, erläutert:
Die chinesische Regierung befindet sich in einem Dilemma. Einerseits muss etwas gegen die Umweltverschmutzung getan werden, andererseits kann sie die Produktionsbedingungen in der Wirtschaft und die Wertvorstellungen der Menschen nicht schlagartig verändern.
Klimagipfel im Smog
Angesichts der akuten Smogprobleme trat die Diskussion über die auf dem Klimagipfel beschlossenen Maßnahmen in China also eher in den Hintergrund. Dennoch äußerten sich einige Netizens zu dem Thema. Dass der auf der UN-Klimakonferenz getroffene Beschluss, die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad zu beschränken, in China etwas bewirken wird, darauf hofft Netizen Oh du grazile Blume:
Um vielleicht beim nächsten Klimagipfel noch mehr zu bewirken, empfahl Netizen Der spekulierende Bauer und sein Freund zur Zeit der schlimmsten Luftverschmutzung in Peking sarkastisch:
Peking sollte den Welt-Klimagipfel ausrichten.北京应该主办的大会是全球气候峰会。
So hatten Social-Media-User unterschiedliche Arten, mit der bedrohlichen Lage in China zur Zeit des Klimagipfels umzugehen. Während einige sich beschwerten, spotteten andere lieber. Außer dem Surfen im Internet und dem Schreiben von humorvollen Kommentaren haben die Menschen in den betroffenen Städten aber anscheinend auch noch andere Möglichkeiten gefunden, sich während des Smog-Alarms die Zeit zu vertreiben. Medienberichten zufolge stieg in den betroffenen Städten in der Zeit der schlimmsten Luftverschmutzung der Kondomabsatz auf der chinesischen Online-Shoppingseite Taobao.
Zum Weiterlesen:
Petra Kolonko: „Nach dem Smog ist vor dem Smog“. FAZ-Online, 10.12.2015.
Yong Yang: „Smog in China verdichtet sich – Wer trägt die Schuld?“, Stimmen aus China, 08.04.2014.
Zeit-Online (fortlaufend): Thema: Luftverschmutzung
Zum Weiterschauen:
TOXIC: Linfen, China. (Dokumentation)