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Spannungen in Xinjiang – Erneute Diskussionen nach Anschlagsserie

13 „Terroristen“ aus Xinjiang wurden kürzlich hingerichtet © CCTV, Screenshot Yong Yang

Seit einigen Monaten kommt es wiederholt zu gewaltsamen Zwischenfällen und Anschlägen mit zahlreichen Todesopfern in China. Die Regierung macht vor allem separatistische Bewegungen aus Chinas Nordwesten, dafür verantwortlich. Chinas Netizens über Terrorismus und Separatismus.

 

Seit der Machtübernahme der Kommunisten 1949 wurden Han-Chinesen zahlreich in Xinjiang angesiedelt. Dies ist nur eine Strategie der chinesischen Regierung, ihre Kontrolle in der Provinz zu festigen. Die muslimische Minderheit fühlt sich wirtschaftlich, politisch und kulturell benachteiligt und an den Rand der Gesellschaft gedrängt.

 

Noch nicht lange Teil des chinesischen Territoriums

 

Für Netizen Li Woteng ist es nicht verwunderlich, dass es regelmäßig zu Spannungen zwischen Uiguren und Han-Chinesen kommt. Erst mit der Machtübernahme der Kommunisten 1949 wurde die Provinz in die Volksrepublik eingegliedert und ein großer Teil der lokalen Bevölkerung fühlt sich der Han-chinesischen Mehrheit nicht zugehörig.

 

Uiguren haben eine ganz andere Sprache, Religion und Kultur als Han-Chinesen. Xinjiang ist noch nicht lange ein Teil der Volksrepublik (…). Die lokale Bevölkerung identifiziert sich (…) nicht vollständig mit China. Das ist eine Tatsache.他们和中国的主体民族有着截然不同的语言宗教和文化系统,他被中国兼併的时间太短(...),维吾尔人并没有(...)对“中国人”这一身份的彻底认同。这是一个客观的事实

 

Unterdrückung der Sprache

 

Mit der Annektierung 1949 hielten vehemente Sinisierungsmaßnahmen Einzug in Xinjiang. Die chinesische Sprache wurde zur Amtssprache im Bildungssystem deklariert. Einige Uiguren setzen dies einem „kulturellen Völkermord“ gleich. Und auch das 1992 schrittweise eingeführte bilinguale Bildungsmodul scheint bloß ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Der uigurische Wirtschaftswissenschaftler und Regierungskritiker, Ilham Tohti, ist der Ansicht, dass gerade dieses Modul systematisch ein niedriges Bildungsniveau der uigurischen Bevölkerung herbeiführe.

 

In Xinjiangs bilingualem Bildungssystem ist Chinesisch als einzige Unterrichtssprache für Physik, Chemie, Biologie und Mathematik zugelassen. Dies führt dazu, dass uigurische Schüler dem Unterricht nicht umfassend folgen können. Viele Uiguren und Schüler anderer Minderheiten werden dadurch zu Schulschwänzern. (…) Xinjiang benötigt ein echtes bilinguales Bildungssystem.新疆的双语教育要求少数民族学生用汉语学习物理、化学、生物、数学等一系列课程,这导致维吾尔等少数名族学生无法理解所学内容,这也很大程度上导致维吾尔等少数民族学生的辍学率不断上升。(...)新疆需要真正的双语教育。

 

Pauschale Verurteilung bestärkt Völker-Konflikt

 

Der Experte für Minderheitspolitik und Professor an der Lingnan University in Hongkong, Han Xiaorong, befürchtet weitere Verschärfungen der Spannungen zwischen beiden Volksgruppen und fordert das Ende von diskriminierenden Maßnahmen.

 

Die Regierung verschärft die Ausreisebestimmungen für Uiguren ins Ausland, um den Eintritt in die so genannte „dreifache Macht“ (Terrorismus, Separatismus und religiösen Extremismus) zu verhindern. Solche (…) Vorbeugungsmaßnahmen haben vielleicht Wirkung gegen gefährliche Handlungen, könnten jedoch zu Ressentiments gegen das gesamte uigurische Volk aufgrund des Generalverdachts führen. (…) Diskriminierung zu beseitigen ist ein wichtiger Weg, um gegenseitiges Vertrauen zwischen den Volksgruppen wiederherzustellen.政府方面是为了阻止少数维吾尔人出国后加入“三股势力”而不得不限制所有维吾尔人出境。这些(...)防范措施,虽然可能具有阻止危险行为的效果,也有可能使一些维吾尔民众因为感到不被信任而产生离心倾向。(...)消除歧视是建立民族互信的重要途径。

 

Gleichstellung aller Völker

 

Um ein gutes Image für die Kommunisten zu schaffen, gewährt Peking den offiziell 56 in China anerkannten Minderheiten einige Sonderrechte wie den Hochschulzugang mit geringerer Punktzahl oder den Ausschluss von der Ein-Kind-Politik. Miao Baoping sieht diese Sonderrechte sehr kritisch.

 

Menschen sollten nicht aufgrund ihrer Ethnie oder Volkszugehörigkeit benachteiligt behandelt werden. Man kann eine bestimmte Volksgruppe aber auch nicht hervorheben und bevorzugt behandeln werden. (…) Je mehr die Besonderheit (eines Volks) betont wird und je mehr Sonderrechte gewährt werden, desto stärker ist das Volksbewusstsein dieser Minderheit.民族的个人权利不因为自己的种族、民族身份而受到不公平对待。不把哪一个民族视为特殊群体来进行特殊优待,(...) 特殊性强调得越多,给予少数民族的特权越多,少数民族的民族意识越强。

 

Echte Autonomie und Demokratie für Xinjiang

 

Für Netizen Jiang Xuequan stellt das Hongkong-Modell eine angemessene Alternative zur Behebung der Konflikte dar.

 

Im Rahmen eines großen Chinas soll Xinjiang eine weitgehende Autonomie genießen wobei die Einheimischen das Gebiet selbst verwalten. (…) Darüber hinaus muss ein demokratisches System eingeführt werden, durch welches die Vorsitzenden aller Verwaltungsebenen (…) vom uigurischen Volk gewählt werden können.在新疆主权属于一个大中华的框架里,让新疆实行疆人治疆的高度自治。(...)还必须再配以民主体制,让新疆的(...)各级行政首脑由新疆民众选举产生。

 

Nach einer Serie von Anschlägen hat Peking eine landesweite Razzia gegen „Terrorismus und Separatismus“ durchgeführt, in dessen Rahmen zahlreiche so genannter„Terroristen“ zum Tode verurteilt wurden. Von einer fehlerhaften Minderheitenpolitik in Xinjiang ist in den Behörden nach wie vor kaum die Rede.

 

 

 

 

Zum Weiterlesen

 

Daniel Gerichhausen: „China und der Terror – Reaktionen auf den Anschlag am Bahnhof Kunming“, Stimmen Aus China, 06.03.2014.

 

Gesa Stupperich: „Kommt mit dem Boom die Versöhnung? – Ethnische Konflikte in Xinjiang und die Pläne der Regierung“, Stimmen Aus China, 23.12.2012.

 

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