Ein Blogger im Netease-Forum stellte sich diese Frage und thematisierte in seinem Essay vor allen Dingen die Widersprüchlichkeit von Boykottaktivitäten gegenüber Japan.
Der Autor, ein gewisser Titan, der auf einer eigenen Webseite regelmäßig über China und Japan schreibt, stellt zunächst fest, dass China Japan sehr widersprüchlich gegenüber steht. Auf der einen Seite stünden die vielseitigen Wirtschaftsbeziehungen, auf der anderen Seite die patrotischen Gefühle, die einem zu Boykottaktivitäten gegenüber Japan treiben.
Die Boykottaktivitäten hätten ja das Ziel Japans Wirtschaftsentwicklung aufzuhalten, so dass China Japan irgendwann überholen kann. Aber man müsse sich klarmachen, dass dies allein ja nur ein Tropfen auf den heißen Stein sei. Zudem wären diverse Aktivitäten gegen Japan kaum von einem sehr engen Nationalismus zu trennen.
Diese Boykotte würden zudem auch den chinesischen Arbeitern schaden, denn viele japanische Produkte würden in China hergestellt. Japanische Geschäftsleute seien ohne Zweifel die am längsten in China tätigen und aktivsten Investoren. Erstaunlicherweise würde sich der Boykott auch nur auf die Produktebene beschränken. Viele Chinesen würden auf der einen Seite keine japanischen Waren mehr kaufen, aber dafür begeistert Mangas und Animae schauen.
Diese Widersprüche machten es Chinesen unmöglich zwischen Irrationalität und Rationalität gegenüber Japan zu unterscheiden, das einzige was klar sei, sei der Hass, der zwischen China und Japan herrsche. Dieser bringe (zumindest) der Theorie nach nichts Gutes für Beziehungen zwischen zwei Ländern.
Aber man müsse sich klarmachen, dass jede freundliche Gäste zwischen den beiden Ländern im Moment nur Wunschdenken sei, das Einzige, was man mache könne, sei die wirtschaftlichen Beziehungen voranzutreiben. Das Prinzip, dass die Wirtschaft die Politik bestimmt, gelte aber wohl nur für die Innenpolitik.
Der Artikel endet mit den Worten:
„Trotz all dem hoffen wir als Einzelne, dass sich die chinesisch-japanischen Beziehungen konstruktiv entwickeln. Und wir müssen eine andere Tatsache anerkennen: bezüglich dieser Frage steckt ganz China noch in Widersprüchen und Verlegenheiten.“
Eine Auswahl an Kommentaren dazu aus dem Forum:
– Gut geschrieben, kann nicht anders als Dir zustimmen.
– Ich glaube nicht, dass [der Boykott von ] japanischen Waren der chinesischen Wirtschaft wirklich so schadet, denn China ist ja schließlich nicht nur für Japan geöffnet
– Bei der heutigen harten Konkurrenz ist kein Fortschritt schon ein Rückschritt, wenn sich japanische Firmen aus China zurückziehen, dann werden in China viele arbeitslos, das wäre ein großer Schaden für China
– Nachdem ich Deinen Artikel gelesen habe, dachte ich, stimmt, ich selbst habe auch sehr widersprüchliche Gefühle. Ich wollte sehr gerne ein japanisches Auto kaufen, aber dann habe ich doch lieber einen Volkswagen gekauft, mein Bewusstsein ist doch von der Propaganda Japan zu hassen beeinflisst worden!!! Aber ich denke, ich weiß viel zu wenig über Japan, ist es nicht auch viel zu einseitig, darüber lohnt es sich wirklich mal nachzudenken
– Freunde, an was fehlt es China gegenüber Japan? Zu allererst an nationalem Zusammenhalt und an Bildung (…) Deshalb schaut Japan nach wie vor auf China herab. Zwischen Chinesen hat es immer Kämpfe gegeben und das Bildungsniveau ist immer noch begrenzt, das behindert die wirtschaftliche Entwicklung, aber auch, dass die Bevölkerung bessere Anlagen/Eigenschaften entwickelt. Es ist eben nicht die nur die „Hard Power“ wichtig, sondern auch die „Softpower“. Oh oh, wenn China so stark wie die USA ist, denn werden so fürchte ich bald einige Länder zur chinesischen Landkarte gehören, ich kann mir nicht vorstellen, dass Chinas Führung nicht daran denkt.
Ãœbersetzt und zusammengefasst von
Kristin Kupfer
Quelle: http://bbs6.news.163.com/board/index.html?url=http%3A//bbs6.news.163.com/board/rep.jsp%3Fb%3Dzhongri%26i%3D840744, Zugang am: 3.10.2006
Ein anderer chinesischer Kommentator lobte den Forumsbeitrag, wies aber darauf hin, dass ihn das Lesen doch sehr angestrengt habe, da der Beitrag ja in Langzeichen (traditionelle Schriftzeichen, die heute noch auf Taiwan und Hongkong im Alltag benutzt werden) verfasst sei – beruhigend zu hören, dass es manchen Chinesen auch so geht!
Mir hat eine Umwandlungssoftware geholfen, anbei für alle Chinesisch-Lesenden die Webseite:
http://www.khngai.com/chinese/tools/convert.php, Zugang am: 3.10.2006
China und Japan, das ist immer ein schwieriges Thema. Die genannten Wiedersprüche sitzen im Herzen von vielen Chinesen. Viele haben auch gar kein Problem mit ihren jap. Freunden, so wie ich. Aber die regierenden Stimme in Japan klang rechts. Hoffentlich wird alles nun langsam besser, so daß die chinesich-japanische Beziehung sich positiv entwickelt. Der Boykott von japanischen Waren, die während der Japan-China Krieg schon stattfand, ist nicht wirklich ein wirtschaftliches Instrument, sondern Ausdruck der chinesischen Emotion gegen die Rechtstendenz in Japan.