Chen Guangcheng, blinder Bürgerrechtsaktivist aus China, musste Ende Juni 2013 die New York University (NYU) verlassen. Auf Druck aus Peking, so sein Vorwurf, habe die Universität sein Stipendium nicht verlängert. Die NYU weist Chens Vorwürfe zurück. Sein Stipendium sei von Anfang an nur auf ein Jahr ausgelegt gewesen. Auf die Vorwürfe reagierte sein Betreuer, Professor Cohen, empört und auch chinesische Netizens diskutieren.
Chen Guangcheng ist im Westen vor allem wegen seines Engagements gegen die „Ein-Kind-Politik“ bekannt. Nach 19-monatigem Hausarrest gelang ihm im letzten Jahr die spektakuläre Flucht in die US-Botschaft nach Peking. Nach Verhandlung mit der chinesischen Regierung durfte Chen die Volksrepublik verlassen und als Stipendiat an der NYU studieren. Im Juni 2013 lief sein Stipendium allerdings aus.*
Stecken Habgier und Unersättlichkeit hinter den Vorwürfen?
Netizen Li Yang meint, Chen versuche, sich durch die Vorwürfe weitere Unterstützung durch die Universität zu sichern.
(…) Chen Guangcheng galt von Anfang an als Gaststudent und sein Status ist auf ein Jahr beschränkt gewesen. Die Tatsache, dass er die NYU verlassen muss, hat keineswegs mit dem „Druck aus Peking“ zu tun. (…) Am Ende hat er jedem, der ihm geholfen hat, in die Hände gebissen. Er wird immer gierig und unzufrieden sein. (…) Für sein eigenes Interesse denunziert er jederzeit und überall seine Freunde. (…)(...) 陈光诚的身份从一开始就是一年的访问学者,谈不上“迫于压力、中途变卦”(...) 每个帮过陈光诚的人最后都被他狠狠咬了一口,他仍然永远不满足,永远贪得无厌 (...)为了利益需要,他随时随地说翻脸就翻脸,翻脸就不认人 (…)
Netizen „Cateye“ erklärt noch direkter:
(…) Er wollte nur das Mitleid der amerikanischen Gesellschaft wecken, damit er nicht verhungern muss.(...)不过是想引起美国社会的同情,好再讨块骨头啃啃罢了。
Akademische Freiheit in den USA gefährdet?
Netizen „kzhoulife“ hingehen findet die Vorwürfe gegen die Uni zu offensichtlich und vermutet mehr dahinter.
Um ehrlich zu sein, müssen viele Auslandschinesen gut darüber nachdenken, ob es die Einreiserechte und das Leben der eigenen Familien in China beeinträchtigt, wenn sie die Wahrheit sagen. Woher kommt diese Angst? Verständlicher wird dieses Problem, wenn man sich in die akademischen Eliten, die zwischen China und den USA pendeln, hineinversetzt. (…) Wenn eine amerikanische Universität ihren Campus in China baut, (…) dann zielt sie auf den großen Ausbildungsmarkt ab. Also kann die chinesische Regierung doch auch Auflagen und Anforderungen an diese Universität stellen, oder nicht?许多人人在海外,说句真话还要考虑是否会影响自己回国,是否会影响国内的家人,这种恐惧感是从哪里来的?那些来往于中美之间学术界精英的处境,更可想而知了。(...) 一所美国大学到中国建一个分校,(...) 瞄准中国巨大的教育市场,中国政府对这所大学会没有任何条件和要求?
Netizen Wen Daoquan sieht den Fall als eine Fortsetzung der Verfolgung Chens infolge des Einflusses Pekings.
Im Moment erstreckt sich die Verfolgung von Chen Guangcheng bis in die USA. Mit der Motivation des Profits fallen gerade manche ehemals aufrechten Menschen aus der zivilisierten amerikanischen Gesellschaft in den Schlund des Bösen.目前,对陈光诚的迫害已经延伸到了美国。在利益驱动之下,美国这个文明殿堂里,一些曾经的正人君子也正在坠入野蛮的罪恶深渊。
Chen verliert für die USA an Nutzen
Für Blogger „Hana“ ist die Einstellung des Stipendiums so zu verstehen, dass Chen als Werkzeug gegen China nicht mehr von den USA geschätzt werde.
Es ist sehr naiv von ihm, sich zu wünschen, dass die Politik zwischen China und den USA um sein Interesse kreisen sollte. In Wahrheit ist er nur eine Schachfigur für die amerikanische China-Politik. Amerika wünscht sich, dass alle Schachfiguren billig sind. (…) Die im Exil lebenden „Dissidenten“ werden herausfinden, dass die Zusammenarbeit zwischen China und ihren Gastländern immer stärker wird. Sie werden immer weiter an Nutzen verlieren, nachdem sie von westlichen Gesellschaften „einmalig verbraucht“ werden. Manchmal werden sie sogar zu einer großen Last.他似乎希望中美之間的政治圍著他個人利益轉,但這是天真的。事實上,他是美國對華策略的一個棋子,而且美國希望它的所有棋子都是廉價的。(...) 出走國外的「異見人士」會發現,他們周圍的環境裡同中國合作的元素和氛圍都會越來越多,他們在被西方社會「一次性消費」後,可繼續利用的價值不斷降低,有時甚至會成為累贅。
Ob Chens Vorwürfe nun berechtigt sind oder nicht, früher oder später muss er versuchen, auf eigenen Beinen zu stehen, wenn er sich weiterhin in den USA aufhalten möchte. Als reine Bildungsanstalt wird es der NYU nicht möglich sein, ihn langfristig finanziell zu unterstützen. So äußerte sich auch der Sprecher der NYU: „Alle Stipendien enden irgendwann.“
___
* Auf Grund der Internetzensur auf dem chinesischen Festland, findet der Großteil der Diskussion zu diesem sensiblen Thema auf Hongkonger Internet-Seiten und Seiten für Überseechinesen statt.
Zum Weiterlesen
„Chen Guangcheng wirft Peking unerbittliche Kampagne vor“, Süddeutsche Online, 17.06.2013.
Gregor Peter Schmitz: „Menschenrechte: Dissident Chen attackiert New York University“, Spiegel Online, 20.06.2013.
„Chinesischer Dissident in US-Botschaft geflohen“, Zeit Online, 28.04.2012.