Little Africa in Guangzhou

Seit nun mehr als 10 Jahren kooperiert die Volksrepublik intensiv mit ihrem neu entdeckten Wirtschaftspartner – Afrika. Was vom Westen argwöhnisch als Konkurrenz aus Fernost betrachtet wird, sehen afrikanische Staatsführer als klare Alternative zu den haufenweise aufoktroyierten Forderungen nach Beachtung der Menschenrechte und good governance. Die wachsende Kooperation bringt aber nicht nur chinesische Investoren und Arbeiter auf den schwarzen Kontinent, sondern zieht auch zunehmend Afrikaner ins Reich der Mitte. Ein Überblick von Ella Daschkey und Daniel Soesanto.

Aufgrund der weiter ansteigenden Zusammenarbeit hat auch die chinesische Regierung rasch erkannt, dass man sich von dem einseitigen Charakter der Beziehungen zu vielen afrikanischen Staaten lösen und sie zu gleichberechtigten Partnern machen sollte.

http://blog.sina.com.cn/s/blog_4b3c2d000100e4o3.html
近些年中国非常看重推动同非洲国家间的政治和商业关 系,所以对非洲人发放签证的规定也显得格外慷慨。[…] In den letzten Jahren hat China besonders Wert darauf gelegt, die politischen und Handelsbeziehungen mit afrikanischen Ländern voranzutreiben. Deshalb sind für Afrikaner die Regeln für die Visavergabe sichtlich freigiebiger geworden […].

Dies war der Beginn einer Welle an afrikanischen Geschäftsleuten insbesondere aus Nigeria, die daraufhin nach China und vor allem Guangzhou strömten. Die Zahlen der Einwanderer variieren auf Grund zahlreicher illegaler Arbeiter natürlich enorm.

http://774625942.qzone.qq.com/blog/1262594663
有数据显示,目前在广州常住可统计的非洲裔人员有2万多人,但这个数据并不包括更加庞大的非法入境或逾期滞留的非洲裔人员,有媒体报道称这个数字至 少有20万人。
Es gibt Zahlen, die zeigen, dass gegenwärtig in der Summe mehr als 20.000 afrikanische Geschäftsleute ihren Wohnsitz in Guangzhou haben, diese Zahlen beinhalten aber nicht die illegal eingewanderten oder die über die Visagültigkeit hinaus länger bleibenden [visa-overstayer] afrikanischen Geschäftsleute. Nach Medienberichten beträgt die Zahl derer mindestens [noch einmal] 200.000.

Heutzutage befinden sich in Guangzhou sogar bereits mehr afrikanische als europäische oder amerikanische Ausländer, was auch von Chinesen gerne folgendermaßen kommentiert wird:

http://774625942.qzone.qq.com/blog/1262594663
很多人会开这么一个玩笑,上海和广州有什么不一样?上海的老外白人多,而广州的老外是黑人多。
Viele Leute reißen folgenden Witz: Was ist der Unterschied zwischen Shanghai und Guangzhou? Die Ausländer in Shanghai sind weiß, in Guangzhou sind die meisten Ausländer schwarz.

http://774625942.qzone.qq.com/blog/1262594663
为什么一些非洲裔人员愿意呆在广州,而不是去别的地方呢?
Aber aus welchen Gründen wählen so viele afrikanische Geschäftsleute [sowie Arbeiter] gerade Guangzhou [als ihr neues Geschäftszentrum] und gehen nicht [in die anderen großen Städte des Landes]?

Genau mit dieser Frage beschäftigt sich ein User auf einem QQ-Blog und greift zur Beantwortung ein Interview mit einem in Guangzhou lebenden Nigerianer auf, der nicht nur das günstige Geschäftsklima in hohen Tönen lobt, sondern auch die – im Vergleich zu Beijing und Schanghai – niedrigen Produktpreise zu schätzen weiß.

http://774625942.qzone.qq.com/blog/1262594663
„我身边的朋友都认为广州是一个适合做生意的地方,在这里我们可以直接到厂家那里拿货,价格会比较低。[…] 来自尼日利亚的比奥说他在广州做生意三年多了。[…] 比奥不断说广州是一个“commercialcity(商业城市)“,“没有哪个地方比广州更适合做生意。[…] 在比奥眼里,北京跟上海更适合生活,但是为了做生意就要呆在广州。“做生意哪有不累的,关键是广州的产品受欢迎、能赚钱,北京、上海没有广州的 商业氛围好。“ […] 另外,与北京、上海相比,广东的气候也更适宜非洲人生活居住,也因此持续吸引着非洲人到来。
„Meine Freunde glauben, dass Guangzhou ein guter Ort ist, um Geschäfte zu machen. Hier können wir direkt zur Fabrik und Waren abholen, [zudem] sind die Preise relativ niedrig.“ […] Der aus Nigeria stammende Bi’ao sagt, dass er schon seit drei Jahren Geschäfte in Guangzhou macht. […] Bi’ao sagt ständig, dass Guangzhou eine „commercial city“ sei und „es gibt keinen Ort auf der Welt, der besser ist, um Geschäfte zu machen.“ […] Aus der Sicht von Bi’ao eignen sich Beijing und Shanghai eher zum Leben, aber um Geschäfte zu machen, muss man in Guangzhou sein. „Wo gibt es denn Leute, die vom Geschäfte machen nicht müde werden? Der springende Punkt ist, dass die Waren aus Guangzhou sehr beliebt sind und man damit Geld verdienen kann. Beijing und Shanghai haben nicht so ein gutes Geschäftsklima wie Guangzhou.“ […] Darüber hinaus eignet sich auch das Klima Guangzhous im Vergleich zu dem von Beijing und Shanghai für Afrikaner besser zum Leben und Wohnen. Daher zieht Guangzhou auch weiterhin Afrikaner [magisch] an.

Nach Meinung eines Reporters der Daily Economic News, teilt man die afrikanischen Geschäftsleute in Guangzhou gegenwärtig in drei verschiedene Kategorien ein:

http://774625942.qzone.qq.com/blog/1262594663
第一类是到广州时间较长,有的已经获得了中国居留权,对当地情况 也很熟悉;第二类属于“白领阶层“,以非洲老板和中东老板为服务对象,在写字楼上班或为他们提供中介等其他服务;第三类是纯粹出卖劳力,换取一些报酬的。
Die erste Kategorie entspricht denjenigen, die lange in Guangzhou bleiben. Davon haben einige bereits eine Wohnerlaubnis für China und sie haben sich an die gegebenen Umstände schon sehr gut gewöhnt.
Die zweite Kategorie besteht aus „der Schicht der höheren Angestellten“ [oder white-collar workers], die als Dienstleistungspartner für afrikanische Bosse oder Geschäftsmänner aus dem Mittleren Osten fungieren, im Büro arbeiten oder ihnen Vermittlungsdienste, bzw. anderen Service anbieten.
Die dritte Kategorie sind solche die ihre pure Arbeitskraft verkaufen und im Tausch dafür vergütet werden.

Allerdings sind bei Weitem nicht alle Afrikaner, die in Guangzhou ihr Glück suchen, von Erfolg gekrönt. In den schlimmsten Fällen rutschen sie vollkommen von der Leiter des Erfolges ab, landen in einem tiefen Nichts und können nur noch auf bessere Zeiten hoffen.

http://774625942.qzone.qq.com/blog/1262594663
有人成功就有人失败,并不是每一个在广州经商的非洲裔人员都会成功。
Es gibt Leute die erfolgreich sind und welche, die gescheitert sind. Es ist nicht so, als würde jeder afrikanische Geschäftsmann im Guangzhou-er Geschäftstreiben Erfolg haben.

http://774625942.qzone.qq.com/blog/1262594663
同样来自尼日利亚的杜瓦就没有那么幸运,他之前做着把衣服鞋子运回家乡的生意,但一直没做起来。现在杜瓦在帮同样来自非洲的朋友打打下手,照看 店铺挣点生活费。偶尔朋友们会给他点帮助。当时来广州是家人卖掉家当给他凑机票和本金的,现在生意失败了,杜瓦觉得没脸回家,只能继续留在广州碰运气。
Genau so wie Duwa aus Nigeria auch nicht so ein Glück hatte. Zuvor hatte er ein Geschäft mit dem er Kleidung und Schuhe in seine Heimat exportierte, aber daraus wurde nichts. Jetzt hilft Duwa Freunden, die wie er aus Afrika stammen dabei auf [ihre] Läden aufzupassen und verdient sich so seinen Lebensunterhalt. Manchmal helfen ihm seine Freunde etwas. Damals hat seine Familie ihr Haus verkauft und so für sein Flugticket nach Guangzhou und etwas Grundkapital gesammelt. Nun ist das Geschäft gescheitert und Duwa traut sich nicht Hause. Es bliebe ihm nichts anderes übrig, als weiter in Guangzhou zu bleiben und dort zufällig auf das Glück zu treffen.

Die Ansicht einiger Chinesen über die zunehmende Immigration von Afrikanern geht häufig davon aus, dass es noch eine ganze Weile dauern wird, bevor man ein gewisses Grundverständnis für sein Gegenüber entwickelt hat.

http://blog.sina.com.cn/s/blog_4b3c2d000100e4o3.html
偶然会在街上看到非洲人和中国人打群架。 普通的中国人对非洲大都缺乏认识和了解。但是他相信,随着中非两地在贸易和政治领域的联系越来越多,在可预见的未来这些都会改变。
Vereinzelt trifft man auch auf Massenschlägereien zwischen Chinesen und Afrikanern. Dem gewöhnlichen Chinesen fehlt es an Kenntnis und Verständnis über Afrika. Mit dem Ausbau der Verknüpfungen im Handel und im politischen Bereich wird sich dies in absehbarer Zukunft gewiss ändern.

Die Haltung von Professor He Wenping vom Pekinger Westasien-Afrika Forschungsinstitut der sozialwissenschaftlichen Fakultät ist hingegen eher positiv.

http://blog.sina.com.cn/s/blog_4b3c2d000100e4o3.html
来自非洲的学生和商人,同欧美人相比更容易克服语言上 的障碍。我接触过的很多非洲人都能够说非常流利的汉语。而且他们学中文的过程中比欧美人更容易克服4个声调这样的困难。他们很容易适应他们所在的环境。而 且饮食对他们也不是问题。[…] Die Studenten und Geschäftsleute aus Afrika können im Vergleich zu Europäern und Amerikanern einfacher die sprachlichen Hindernisse überwinden. Viele Afrikaner, die ich getroffen habe, können fließend chinesisch. Außerdem können sie viel besser mit solchen Schwierigkeiten wie den vier Tönen [der chinesischen Sprache] umgehen. Sie können sich sehr leicht an ihre Umwelt anpassen. Obendrein sind [chinesisches] Essen und Trinken für sie auch kein Problem.
Die neu gewonnene Kooperation ist sowohl für die Seite der afrikanischen Staaten als auch für China nicht immer einfach. Beide Seiten besitzen ausgiebig Erfahrungen mit Handelspartnern aus Europa und den USA, aber keinerlei Erfahrungen mit der jeweils neuen Geschäftswelt. Es wird interessant zu beobachten, wie sich der interkulturelle Austausch weiter entwickelt.

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5 Antworten zu Little Africa in Guangzhou

  1. avatar Klaus sagt:

    Hallo, zu diesem Thema gibt es auch einen interessanten Artikel in Le Monde Diplomatique vom 14.5.2010: „Chocolate City. Afrikanische Existenzgründer in China“ (siehe http://www.eu-china.net/web/cms/front_content.php?idart=1350&idcat=5).

  2. avatar Dennis sagt:

    Interessantes Thema. Ich wollte schon fragen ob es noch mehr Informationen dazu gibt, da der Beitrag sich lediglich auf 2 Blogeinträge bezieht. Aber da hat Klaus mir zum Glück vorgegriffen.

    Im zweiten Zitat hat sich übrigens ein kleiner Typo eingeschlichen: „Nach Medienberichten beträgt die Zahl derer mindestens [noch einmal] 20.000.“ – Es sind nicht 20.000 sondern 200.000

  3. avatar Viviane sagt:

    Hallo Dennis,

    danke für den Hinweis, schon geändert. Das Thema wird leider selten von chinesischen Bloggern aufgegriffen, bei den westlichen Medien findet man anscheinend eher was zu dem Thema (siehe Klaus‘ Link). Wenn wir mehr finden, gibts aber auf alle Fälle noch mal einen Artikel.

    Beste Grüße

  4. avatar Viviane sagt:

    Hallo nochmal,

    Eine sehr interessante MA Arbeit zu diesem Thema hat Graeme Nicol (ein schottischer Fotograf in China) geschrieben. Bilder und Text sind unter http://graemenicol.com/?page_id=115 zu finden- zwar kein chinesischer Blog, aber, meiner Meinung nach sehr empfehlenswert.

    Beste Grüße,
    Viviane

  5. avatar Birte sagt:

    Hallo,

    zu diesem Thema ist auch vor kurzem ein Bericht im Spiegel erschienen mit dem Titel: „lästige Freunde“.

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-70569510.html

    Viel Spass beim Lesen

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