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Leihmutterschaft: Neuer Trend für kinderlose Paare

Fortpflanzung: Leihmutterschaft dominiert den Schwarzmarkt in China © Canwest News Service, via Wikimedia Commons

Für Nachkommen zu sorgen ist für chinesische Paare traditionsgemäß Pflicht. In China bedeuten Kinder Glück, den Erhalt der Familie und eine gesicherte Altersvorsorge. Dagegen gilt die ungewollte Kinderlosigkeit als beschämender Gesichtsverlust und Respektlosigkeit gegenüber den Eltern. Nachdem sich die Reproduktionsmedizin in China weiter verbreitet hat, boomt jetzt die Leihmutterschaft – ein illegales aber lukratives Geschäft.

 

Trotz des Verbots werden die Geschäfte mit der Leihmutterschaft nicht versteckt. Wenn man bei der chinesischen Suchmaschine Baidu „Leihmutterschaftsservice“ eingibt, werden mehrere Tausend Treffer gelistet. Mit verführerischen Wörtern wie „100-prozentige Erfolgsgarantie“ und „Geschlechtsselektion“ werben sie um Kunden.

 

Ein neuer Weg zum eigenen Kind

 

Die Nachfrage ist riesig. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass die Unfruchtbarkeit von Paaren mittlerweile 12,5 Prozent erreicht hat. Leihmutterschaft ist deshalb eine attraktive Variante, bei der man ein leibliches Kind bekommen kann. Blogger Liu Ting schreibt:

 

Durch die Leihmutter kann das unfruchtbare Paar ein eigenes Kind bekommen. Dies ist in Augen vieler Netizens eine absolute win-win Situation.  代孕,既让不孕不育夫妇得到自己的亲生子女,也让代孕妈妈奉献了爱心并取得爱心补偿。绝对是双赢的局面。

 

Leihmutterschaft rettet die Ehe

 

Blogger „Niuren“ lobt auch die Reproduktionsmedizin im Hinblick auf die durch ungewollte Kinderlosigkeit gefährdete Beziehung eines Paares.

 

In China wird die Ehe durch die Unfruchtbarkeit vieler Paare oft (…) stark beeinträchtigt. (…) Wenn aber die Leihmutterschaft gesetzlich erlaubt wäre, (…) könnten dadurch Ehen und Familien stabiler gemacht werden. So könnte auch mehr Stabilität in die gesamte Gesellschaft gebracht werden.在中国,不少不能生育的夫妻,就因为没有孩子,(…) 婚姻的基础受到了沉重的打击,(…)如果允许代孕合法化,(…)就可以稳定家庭和婚姻,减少社会的不和谐因素。

 

Darauf reagieren viele zustimmend. Ein Netizen antwortet:

 

Ich stimme dir zu! Der Staat hat nie über das Leid der unfruchtbaren Paare nachgedacht!  „Ihr könnt ja ein Kind adoptieren“. Wer möchte nicht sein eigenes Kind haben?!!!!!!!支持!!国家从来就没有考虑过生育不了孩子的夫妻的痛苦!就一句可以领养啊~~`谁不想有一个亲生的孩子啊!!!!!!!!!

 

Staatlich regulierte Leihmutterschaft statt ungesicherter Schwarzmarkt

 

Wegen der Illegalität sind allerdings alle Beteiligten erheblichen Risiken ausgesetzt. Es kommt deshalb nicht selten zu Streitigkeiten, z.B. dann, wenn die Leihmutter das Kind behalten will, ein behindertes Kind zur Welt kommt oder die Leihmutter bei der Geburt stirbt. In einem Leihmutterschaft-Forum fordert ein Netizen deshalb den Staat dazu auf, eine einheitliche Regelungen zu schaffen und die Leihmutterschaft zu legalisieren.

 

Ich bin für eine legale Leihmutterschaft. Es wäre korrekt, diese Branche beispielsweise durch neue Gesetze zu regeln. So können die Pflichten und Rechte aller Beteiligten festgelegt werden.私以为,应该开放代孕,合理规范代孕行业才是正道,比如立法明确代孕中双方的责任。

 

Kinder sind keine Ware

 

Neben zahlreichen Befürwortern gibt es auch einige Gegenstimmen. Die Frauenforscherin Shen Rui kritisiert.

 

Leihmutterschaft ist eine reine Ausbeutung der Frauenkörper!代孕是对女性身体的盘剥!

 

Außerdem sieht sie in der Leihmutterschaft (Bestellung, Bezahlung und Lieferung) auch Rechtsverletzungen der Babys.

 

Kinder dürfen nicht einfach wie ein Produkt gekauft und verkauft werden. (…) Kinder sind keine Ware!每一个孩子都有权利不被作为商品买卖,(…)孩子不是商品

 

Seit 2003 ist Leihmutterschaft in China offiziell verboten. Anschließend gingen die lukrativen Geschäfte in den Untergrund. Auf einer Webseite werden sämtliche Informationen rund um die Geschäfte bis auf die Anschrift veröffentlicht. Demzufolge kostet eine Leihmutterschaft umgerechnet 50.000 Euro. Wenn aber ein männliches Baby garantiert werden soll, belaufen sich die Kosten auf 100.000 Euro. Die Bezahlung geht an die Vermittlungsagentur. Ihre „Mitarbeiterinnen“, also die Leihmütter, können immerhin 10.000 bis 20.000 Euro pro Schwangerschaft verdienen. Trotz des Verbots floriert die Branche, auch weil man beim „Erwischtwerden“ mit einer milden Geldstrafe davon kommen kann.

 

 

Zum Weiterlesen

 

Liu Yuanyuan: „Schwarzmarkt für Leihmutterschaften in China“, 26.04.2013.

 

German.china.org: „Leihmutterschaft boomt in China“, 24.10.2011.

 

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