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Lee Kuan Yew im Alter von 91 Jahren gestorben

Blumen werden zum Gedenken an Lee Kuan Yew niedergelegt © Smuconlaw, via Wikimedia Commons

Lee Kuan Yew, der erste Premierminister Singapurs, starb am 23. März 2015 im Alter von 91 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Hunderttausende Einwohner des Stadtstaates legten Blumen vor dem Krankenhaus, in dem er verstarb, nieder.

 

Sein Tod erschütterte nicht nur Singapur sondern auch das Ausland. Zahlreiche Staatschefs, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, U.S. Präsident Barack Obama und nicht zuletzt Chinas Präsident Xi Jinping,  bekundeten ihr Mitleid.

 

Idol der chinesischen Welt

 

Der Gründervater des Stadtstaates genoss großen Respekt in der Bevölkerung Singapurs, vor allem wegen seiner Wirtschaftspolitik. In seiner mehr als 30-jährigen Amtszeit machte er die damals rückständige Insel zu einem modernen Dienstleistungsstaat und führendem Finanzzentrum mit hohem Lebensstandard. Dazu kommen ein unbestechliches Hochleistungsbeamtensystem, ein weltweit vorbildliches Gesundheitssystem und eine auf Ordnung und Sauberkeit erpichte Gesellschaft.

 

Wegen seiner chinesischen Abstammung war Lee in China schon immer sehr berühmt. Viele Chinesen sind stolz auf ihn und sein Land, indem Dreiviertel der Bevölkerung chinesische Wurzeln hat. Blogger „Canghai Yisu“ kommentiert:

 

Er ist der Vater Singapurs, der Stolz der Chinesen und eine große Persönlichkeit der Welt. 新加坡的国父、华人的骄傲、世界的伟人.

 

Diktator oder guter Staatsmann?

 

Lee war aber auch eine sehr umstrittene Persönlichkeit, vor allem wegen seiner Politik. Nach seiner mehr als drei Jahrzehnte dauernden Führung als Premierminister bis 1990, bekleidete er bis 2011 weitere Ministerränge und behielt die Regierungsgeschäfte de facto bis zu seinem Tod in seinen Händen. Seine Partei, die People’s Action Party (PAP), regiert schon seit der Unabhängigkeit Singapurs im Jahr 1959. Es gibt zwar per Gesetz Oppositionsparteien und Parlamentswahlen. Jedoch werden sie von der PAP immer wieder durch zivilrechtliche Klagen wegen Verleumdung verhindert. Außerdem kontrolliert die PAP den gesamten Medienapparat Singapurs und schränkt Demonstrationsrechte streng ein.

 

Gegenüber Lees Scheindemokratie spottet Netizen „Chongqinghei“:

 

Es gibt auf der Welt kein besseres Beispiel einer chinesischen Gesellschaft, die Autoritarismus und Demokratie miteinander verbindet als Singapur. Kein Wunder, dass die KPCh bei jeder politischen Wahl eine große Gruppe von Wahlbeobachtern nach Singapur schickt.  全世界找不出第二家!是华人世界一党专制和民主结合得最好的地区,每次大选,中共都会派出大量观摩团前往考察!

 

Für Netizen „keniqi“ ist das Wohlergehen der Bevölkerung wichtiger als das politische System. So antwortet der Netizen darauf:

 

Trotz der Diktatur verdient Lee, der sich um Singapur umsichtig gekümmert hat, unsren vollkommenen Respekt.虽然独裁,但把新加坡治理得很好,还是让人敬佩。

 

Diese Meinung unterstützt auch Blogger Wang Junyi. Dabei vergleicht er Lee mit Deng Xiaoping, der durch seine wirtschaftsorientierte Politik damals 800 Millionen Chinesen aus der Armut geholt hat.

 

Lee (…) ist pragmatisch und hat zuerst an den Hunger der Bevölkerung, die Beschaffung von Arbeitsplätzen und die Entwicklung des Landes gedacht. In diesem Punkt sind Lee und Deng völlig gleich. (…) Sein Erfolg wird wie der Dengs nicht von der Welt vergessen.李光耀(…)实事求 是的想到了新加坡人的吃饭问题、就业问题、发展问题。在这一点上,李光耀和邓小平几乎同出一辙。特别是邓小平提出的发展才是硬道理,被李光耀推崇为真理, 才是李光耀崇拜邓小平的根源。(…)他最后的业绩和邓小平一样,被世界记忆

 

Spekulationen nach Lees Tod

 

Lees Ansehen ist in Singapur heute vergleichbar mit dem Ansehen Mao Zedongs in China. Solange Mao lebte, wurde seine Politik weiter geführt. Nach seinem Tod gab es jedoch eine schlagartige Veränderung. Nach Lees Tod häufen sich die Diskussionen, in welche Richtung das von ihm stark geprägte und autoritäre Land gehen wird. Blogger und Professor Dr. Pan Xuefeng spekuliert:

 

Man kann sich vorstellen, dass die Oppositionsparteien eine bessere Zeit haben werden. Die Oppositionsvorsitzenden werden wohl nicht mehr so stark verfolgt werden…可以预计,后李光耀时代,新加坡在野党/反对党可能会普遍感觉日子不再那么难过。这些反对党的领导可能不会动辄被破产...

 

Dennoch hat er Bedenken:

 

Ich fürchte starke Veränderungen. Zwar ist das moderne Singapur keine demokratische Gesellschaft im westlichen Sinn. Unter Lee hat (…) Singapur allerdings an Stabilität und Prosperität gewonnen.我比较担心这样的转变,现代的新加坡虽然并不是西方意义上的民主社会,但李光耀先生(…)能”稳住“新加坡。并使新加坡祥和安定和繁荣。

 

„Singapur Modell“

 

Singapur ist für die chinesische Regierung ein Vorbild. Die hochentwickelte Wirtschaft, das wohlhabende Leben der Bevölkerung, das unbestechliche Beamtensystem und dies alles de facto unter einem Einparteisystem. Für China ist das von ihm bezeichnete „Singapur Modell“ eine scheinbar sinnvollere Variante als die westliche Demokratie. Das „kleine China“ und das große verteidigen ihre „asiatischen Werte“ gemeinsam.
Zum Weiter Lesen
Singapurs Staatsgründer Lee Kuan Yew gestorben“, Zeit Online, 22.03.2015.
Singapur trauert um Staatsgründer Lee“, Tagesschau.de, 23.03.2015

 

 

„China matters: Ein Informationsportal für die Zivilgesellschaft“, mit freundlicher Unterstützung durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen

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