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Indischer Regierungschef reist ins umstrittene Grenzgebiet: Provokation für China

Itanagar - Hauptstadt des umstrittenen Staates Arunachal Pradesh © MUKESH JAIN, via Wikimedia Commons

Am 20. Februar 2015 besuchte der indische Premierminister Narendra Modi das von Indien kontrollierte und umstrittene Grenzgebiet, den Bundestaat Arunachal Pradesh. China nennt das Gebiet nach seiner geographischen Lage Südtibet, eine Fläche etwa so groß wie Ungarn. Sie ist der größte Teil des insgesamt 125.000 Quadratkilometer großen Grenzgebiets zwischen China und Indien.
Der Grenzstreit der asiatischen Großmächte China und Indien hält schon seit Jahrzehnten an. Bereits 1959 kam es immer wieder zu kleineren Feuergefechten. Der Konflikt heizte sich weiter auf bis er 1962 schließlich zu einem offenen Grenzkrieg führte. 2.000 Menschen verloren ihr Leben, darunter mehrheitlich indische Soldaten. Trotz des chinesischen Siegs Wurde das Gebiet territorial jedoch nie endgültig entschieden.

 

Patriotische Stimmung wieder gereizt

 

Der Besuch anlässlich der Gründung des Bundesstaates empörte China. Zum Protest wurde der indische Botschafter in Peking ins Auswärtige Amt bestellt. Der Besuch hat die Emotionen auch in Chinas Netzwelt hochkochen lassen.  So wie bei Blogger „Junwei Changfeng“:

 

Wenn die Politiker und das Militär aus Indien versuchen, die grundlegende chinesische Souveränität auf das Gebiet (weiter) herauszufordern, (…) werde ich den indischen Politikern von dieser falschen Entscheidung abraten. Denn das immer stärker gewordene chinesische Volk und das Militär werden die Tatsache, dass Chinas Territorium von Indien geraubt wird, nie hinnehmen. Der Krieg der 1960er Jahren wird sich wiederholen und die indischen Angreifer werden noch härter bekämpft werden (…).如果印度政客和军队胆敢挑战中国主权底线,(…)奉劝印度政客那绝对是错误的选择。已经发展壮大起来的中国人民和军队,绝不会吞下中国固有领土被印度掠夺的苦果,上世纪60年代的中印边界之战将会重现,将以更加残酷的方式惩罚印度侵略者(…)

 

Kann China „Südtibet“ zurückbekommen?

 

Umstrittenes Gebiet „Südtibet“ (gestrichelte Markierung)  © TUBS, via Wikimedia Commons

Umstrittenes Gebiet „Südtibet“ (gestrichelte Markierung) © TUBS, via Wikimedia Commons

China hatte Arunchanal Prdesh 1962 unter seine Kontrolle gebracht. Trotz des Siegs haben sich die chinesischen Truppen jedoch freiwillig aus dem teils tibetisch geprägten Gebiet zurückgezogen. Aber auch 53 Jahre nach dem Krieg liegt „Südtibet“ den Chinesen nach wie vor am Herzen. Das ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass der sechste Dalai Lama Tshangyang Gyatsho im Disrtikt Tawang im äußersten Westen des Bundesstaates, geboren worden ist.  Weitere Befürchtungen liegen darin, dass der indische Einfluss mittlerweile zu stark geworden sei. „Murong Poxiao“ fordert eine schnelle Lösung.

 

Mit der massiven Migration der Inder (in diesem Gebiet) (…) kann die Südtibet-Frage nicht mehr lang unbeantwortet bleiben. Das Problem sollte eher früher als später gelöst werden.随着印度大量移民,(…)藏南问题不能久拖不决,解决宜早不宜迟。

 

Hingegen hält der Historiker und Blogger Li Woteng das Zurückerobern „Südtibets“ durch die Chinesen für unrealisierbar.

 

Indien regiert das Territorium schon seit über 100 Jahren. In diesem Gebiet  leben Millionen Inder. (…) Die Tatsache, dass Indien eine Großmacht mit Nuklearwaffen ist, macht es aus chinesischer Sicht noch unwahrscheinlicher, das Gebiet zurück erobern zu können.印度人统治这片地方已经有整整100年历史了,该地区已经拥有过百万的印度人口。(…)而印度又是一个拥有核武器的大国,中国想拿到这片土地基本上是天方夜谭的事。

 

Eine vorstellbare Lösung für ihn wäre die gegenseitige Anerkennung des jeweils kontrollierten Gebiets.

 

Für eine endgültige Lösung müsste meiner Meinung nach China die indische Herrschaft in Arunchanal Pradesh anerkennen und Indien wiederum Chinas Herrschaft in Aksai Chin. (…) 我预期最后的结果将仍然是(…)中国承认藏南属于印度,而印度承认阿克赛钦属于中国。

 

Indien solidarisiert sich mit anderen Ländern

 

Um China in Schach zu halten, versucht Indien die Beziehungen mit Ländern, die ebenfalls Territorialkonflikte mit China haben, intensiver aufzubauen. Beispielsweise mit Japan, das sich mit China um eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer streitet . Hinzu kommen Vietnam und andere südostasiatische Länder, die mit China in Territorialkonflikte im Südchinesischen Meer verwickelt sind. Unter diesen Umständen rät der Politikwissenschaftler und Online-Kommentator Ding Dong von der harten Position der Chinesen im Grenzkonflikt mit Indien ab.

 

Als Narendra Modi neuer indischer Premierminister geworden ist,  war Japan sein erster Auslandsbesuch. (…) Es wurde eine besondere strategische Partnerschaft von beiden Ländern verkündet. Auch in Südostasien sucht Indien Bündnisse gegen China. (…) All das gefährdet Chinas Sicherheit. (…) Dies sollte man sich gut überlegen.莫迪担任总理后域外的首访地就定为日本,(…)宣布将两国关系升级至特别全球性战略伙伴关系;而在东南亚,印度也积极谋求凝聚足够的力量,对中国形成制衡。(…)危及中国的战略安全,(…)亟需深刻省思。

 

Die Grundlage Indiens für die Beanspruchung des Territorium Arunachal Pradesh ist die Shimla-Konvention, die zwischen Tibet und der britischen Kolonialmacht in Indien abgeschlossen wurde. Darin wird die sogenannte McMahon-Linie zur Grenze der beiden Seiten festgeschrieben. Dies lehnt China ab, weil es Tibet als Teil des chinesischen Territoriums betrachtet und Tibet daher über keine Macht zu einem zwischenstaatlichen Vertrag verfüge.

 

 

 

Zum Weiterlesen

 

Daniel Gerichhausen: „Alte Feinde, neue Freunde? – Annäherung zwischen China und Indien“, Stimmen aus China, 19.09.2012.
Lohit Deka: „Indische Grenzregion im Spannungsgebiet“, Deutsche Welle, 08.10.2012.

 

 

„China matters: Ein Informationsportal für die Zivilgesellschaft“, mit freundlicher Unterstützung durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen

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