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Ärztin verkauft Babys – Kinderhandel in China nimmt neue Dimensionen an

Bereits für umgerechnet 2.600 Euro können Neugeborene in China gekauft werden © Melimama, via Wikimedia Commons

Am 14. Januar 2014 wurde eine Ärztin aus Nordwestchina vor Gericht zur Todesstrafe auf Bewährung verurteilt. Der 55-jährigen, Zhang Shuxia, wurde vorgeworfen, zwischen 2011 und 2013 sieben Neugeborene ihrer Patientinnen an Babyhändler verkauft zu haben. Zhang hatte den Eltern vorgegaukelt, ihre Kinder litten an einer unheilbaren Krankheit, sodass diese sie weggaben.

 

Kinderhandel ist ein großes Problem in China. Viele Kinder, die zur Adoption freigegeben werden, leiden an unheilbaren Krankheiten oder schweren Behinderungen. Um ein gesundes Kind zu bekommen, wenden sich kinderlose Paare häufig an Kinderhändler.

 

Image der Ärzte verschlechtert sich

 

Kinderhandel ist nichts Neues in China. Dieses Mal sorgte der Fall aber deshalb landesweit für Aufregung, weil es sich bei der Haupttäterin um die Chefärztin einer Entbindungsstation handelte. Dies beschädigte das ohnehin schon schlechte Image der Ärzte in China, denen immer wieder Korruption und Betrügerei vorgeworfen wird. So meint beispielsweise Blogger Zhi Feng:

 

Stell dir vor, sogar eine Chefärztin schafft es, Neugeborene ihrer Patientinnen zu verkaufen. Wie weit könnten die Ärzte dann erst für ihre eigene Interessen gehen?试想,一个医院的产科副主任,连贩卖婴儿都做得出来,在利益驱使下,还有什么缺德事做不出来的?

 

Das gestiegene Misstrauen gegenüber Ärzten verbreitet Sorge unter den Netizens. So auch bei „Dingding“, der befürchtet, dass man im Krankheitsfall nur schwer einen vertrauenswürdigen Arzt finden kann.

 

Wenn es noch mehr von solchen Ärzten gibt, wem sollen wir dann vertrauen? Schließlich wird jeder von uns ein Leben lang mit Ärzten zu tun haben.这样的医生多了,我们又该去相信谁?毕竟,我们每个人的一生中都不可能与医院脱离关系!

 

Verantwortungslosigkeit der Eltern

 

Während die meisten Netizens Kritik an den Ärzten ausüben, sind für den Internetkommentator Wang Qi auch die Eltern schuldig, die ihre Kinder weggeben.

 

Warum gibt man sein Kind einfach weg, wenn mitgeteilt wird, dass es schwer krank sei? Hinter der bösartigen Tat von Zhang steckt auch noch die Pflichtverletzung der Eltern. Nach der Geburt eines Kindes stehen die Eltern doch in der Pflicht, für das Kind zu sorgen. (…) Hätten die Eltern nicht einfach aufgegeben, hätte die Ärztin Zhang auch nicht so skrupellos sein können.在孩子被告知有病的时候为何轻易放弃?在张某罪恶的背后,也有家长失职的影子,孩子出生,父母就是其监护人,对他负了养育义务,(...)如果不是家属轻言放弃,张某又怎会如此大胆狂妄?

 

Netizen „Durch die Lüfte fliegen“ wiederum zeigt sein Verständnis für die Handlung der Eltern, indem er einen Beitrag von Xinhuanet.com weiterleitet.

 

Da Gesundheits- und Rentensystem auf dem Land sehr rückständig sind, ist es ein Desaster für eine Familie, wenn ein Kind todkrank oder körperlich behindert geboren wird. Das Kind kann dann im Alter nicht für seine Eltern sorgen. Im Gegenteil, es sind dann die Eltern, die die teure medizinische Behandlung ihres Kindes zahlen müssen.因为现在农民在医疗、养老方面的社会保障还远远不够,如果生了体弱或残疾的孩子,不仅不能养儿防老,还将支付大笔医疗费用,这对他们的家庭是毁灭性的打击。

 

Käufer sollten härter bestraft werden

 

Trotz des scharfen Vorgehens der Polizei scheint Kinderhandel nicht aufzuhören. Die von Gesetzgebern verhängten Strafen sind zwar hoch, allerdings nur für Kinderhändler, denen sogar mit der Todesstrafe gedroht wird. Die Käufer können jedoch leicht davonkommen. Laut Gesetz sind sie vor allem dann nicht zu bestrafen, wenn sie das Kind gut behandeln und beim Befreiungseinsatz mit der Polizei kooperieren. Die Straffreiheit der Käufer sieht der Internetkommentator Lan Tian sehr fragwürdig. Für ihn sollten auch sie zur Rechenschaft gezogen werden.

 

Ohne Käufer kann auch der Kinderhandel nicht existieren. (…) Aber in Chinas juristischem System werden sie meist nicht bestraft. (…) Dabei sind sie doch der eigentliche Ursprung des „bösen Marktes“ des Kinderhandels. Nur wenn dieser Markt beseitigt wird, kann der Kinderhandel endgültig aufhören.没有买家,就不存在拐卖。(...)但是司法事务中绝大部分收买者都不被追究刑事责任,(...)拐卖婴儿事件中,买家才是罪恶的根源,消除罪恶的市场才能治标治本。

 

Kinderhandel ist ein weit verbreitetes Phänomen in China. Fast wöchentlich finden sich neue Meldungen in den chinesischen Medien. Dabei sind die Händler nicht einfach kriminelle Banden, sondern auch Ärzte oder Krankenschwestern, die im ersten Moment vertrauenswürdig erscheinen. Auch einige Behörden für Familienplanung in ländlichen Gebieten „konfiszieren“ die Kinder unter dem Vorwand, die Eltern hätten gegen die Ein-Kind-Politik verstoßen. In solchen Fällen werden Kinder häufig zur Adoption freigegeben und ins Ausland verkauft. Die Eltern bleiben in den meisten Fällen machtlos.

 

 

 

 

Zum Weiterlesen

 

Yong Yang: „Patient attackiert Arzt – Probleme im Gesundheitssystem werden drastisch sichtbar“, Stimmen aus China, 16.12.2013.

 

Todesstrafe auf Bewährung für Handel mit Babys“, Süddeutsche.de, 14.01.2014.

 

Wie Yang Ling konfisziert und verkauft wurde“, FAZ, 13.05.2011.

 

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