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Kriegsbeute kehrt zurück – Französische Familie Pinault verspricht Rückgabe chinesischer Tierbronzen

Die chinesischen Tierbronzen aus dem Alten Sommerpalast © Wikimedia Commons

Ende April reiste Frankreichs Staatspräsident François Hollande zu seinem ersten Staatsbesuch nach Peking. China bekräftigte mit Frankreich eine strategische Partnerschaft und vergab einen Großauftrag an den Flugzeugbauer Airbus. Parallel verkündete die französische Kunstsammler-Familie Pinault in Peking, dass sie zwei in ihrem Besitz befindliche Tier-Köpfe aus Bronze an China zurückgeben werde. Die Figuren stammen aus dem Alten Sommerpalast der Qing-Dynastie und wurden 1860 während der Opiumkriege durch die Kolonialmächte geraubt. Seit Längerem kämpft China um die Rückgabe von verschleppten Kulturgütern aus dem Ausland.

 

China dankt Frankreich für die Rückgabe der Tierbronzen

 

Liu Hua, Journalist der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua, berichtet, dass China die Spende offiziell begrüße.

 

China empfindet die Spende als Geste der Freundschaft gegenüber dem chinesischen Volk. Die Spende begünstigt zudem die Rückkehr weiterer chinesischer Kulturgüter nach China. Die Familie Pinault unterstützt mit dieser Spende den Schutz chinesischer Kulturgüter.(。。。) 中方对此举予以积极评价,认为(。。。) 是对中国人民的友好表示,也有利于更多中国流失境外文物的回归。 (。。。)这一捐赠意愿,体现了皮诺家族对中国文化遗产保护的支持 (。。。)

 

Chinas nationale Seele trägt historische Narben – Frankreich wisse dies zu nutzen

 

Der Chefredakteur der Arbeiter-Tageszeitung Laoshi Shuo  erläutert, warum westliche Handelspartner im Umgang mit China historische Aspekte nicht außer Acht lassen sollten.

 

Kluge Staatsgäste aus dem Westen haben begriffen, dass sie die Gefühle der Chinesen nicht verletzen dürfen, wenn sie bei den Chinesen gut ankommen möchten. China stand vor den Opiumkriegen an der Spitze einer in hierarchischen Kreisen angeordneten Welt. Der Erste Opiumkrieg leitete den rasanten Niedergang Chinas ein, unter dem China eine sehr lange Zeit leiden musste. Dies erniedrigte die ganze Nation und hat bei den Chinesen eine tiefe Narbe hinterlassen, die selbst nach 35 Jahren der Öffnungspolitik noch nicht verheilt ist.聪明的西方政客都明白:要想赢得中国人的好感,就不能伤害其情感,毕竟从鸦片战争开始,曾经的天朝上国迅速衰败,在全民族心理烙下难以磨灭的屈辱和伤痕。靠改革开放35年积累的成就去彻底治愈,还远远不够

 

Laoshi Shuo kritisiert, dass die Franzosen ihre „Kriegsbeute“ eindeutig zu Handelszwecken nutzen:

 

Vor 160 Jahren haben englische und französische Truppen uns ausgeplündert und unsere Reichtümer erobert. Heutzutage nutzen sie noch immer die Kriegsbeute ihrer Vorfahren, um den Handel auszuweiten und Profit zu erhöhen.160年前,英法联军靠野蛮的征服掠夺了我们的财富,(。。。) 仍在用自己祖上的战利品获得扩大贸易、赢得利润的可能。

 

In den Leserkommentaren des Artikels der Global Times  „Die verlorenen Bronzeköpfe Ratte und Hase aus dem alten Sommerpalast werden in der zweiten Jahreshälfte in die Sammlung des Nationalmuseums zurückkehren“圆明园流失鼠首兔首下半年回归 将入藏国家博物馆 spiegeln sich unterschiedliche online Meinungen wider. Der Internetnutzer „Frei und ungezwungener Buddha“ aus der Stadt Yichun urteilt, dass die Franzosen sich gebessert hätten:

 

Die Franzosen waren immer die Mitläufer. Zusammen mit den Briten und den Amerikanern haben sie in der Geschichte viel Unheil angerichtet. Während des Zweiten Weltkrieges haben sie die Amerikaner und die Briten im Stich gelassen. Nun, da sie erkennen, dass China wieder an Stärke gewonnen hat, haben sie gelernt, Gutes zu tun.法国人历来是墙头草,历史上与英美勾结做了不少人类坏事,二战期间背弃英美投降纳粹,又做了很多坏事!现在看中国强大了,也学会做好事了(。。。)

 

Rückgabe erntet nicht nur Lob von den Chinesen

 

Der Internetnutzer „5760750“ aus der Stadt Maoming empört sich über Chinas Entschluss, die Bronzeköpfe in Empfang zu nehmen.

 

Wenn China sie annimmt, bedeutet das, dass wir Feiglinge sind, dann sind wir ***, die pinkeln uns auf den Kopf und wir grinsen auch noch wie bescheuert! Im Grunde ist das eine Erniedrigung für China, auf keinen Fall darf man das annehmen. (…) Chinesen, denen man ein Messerstich versetzt, bedanken sich auch noch dafür, dass ist echt krass!如果中国接受了就等于接受我们是懦夫,就像一个***,被人撒泡尿在头上还傻傻的笑!实在是中国的耻辱,绝对不能接受。(...) 中国人被人捅了一刀还感谢别人,实在是伟大啊!

 

Hat Frankreich chinesische Nationalschätze vor der Zerstörung bewahrt?

 

Der Internetnutzer „Chinesischer wichtiger General“ gibt zu bedenken, dass man Frankreich überhaupt zu verdanken habe, dass es die Köpfe überhaupt noch gebe.

 

Das Ganze sollte man mal von der positiven Seite sehen, wechselt mal die Perspektive, zwar hat Frankreich unsere Nationalschätze geraubt, aber die Franzosen haben auch exzellent für die Schätze gesorgt ohne sie zu beschädigen. Wenn sie der Kulturrevolution zum Opfer gefallen wären, ist nicht auszuschließen, dass sie zu Zeiten der großen Stahlproduktion zu einem Stahldiskus verarbeiten worden wären. Wenn man die Sache so betrachtet, ist die nationale Psychose so gut wie geheilt, ha, ha, ha!这个问题嘛,要从积极的角度看,你要是换个角度看呢,最少法国强盗抢了我们的宝贝,他们还完好无损的当宝贝供着,要是文革落在猫狗手里,说不定大炼钢铁的时候就拿去练成铁饼了,这样想,你的民族抑郁症就会好多了,哈哈哈!!!

 

In dieselbe Richtung geht die Anmerkung des Internetnutzers „Hclb“ aus Shenzhen:

 

Man sollte (die Bronzen) lieber in Frankreich aufbewahren (als in einem Museum). Wer weiß, sonst kommt eines Tages wieder so einer wie Mao Zedong mit einer Kulturrevolution und einer Zerstörungskampagne daher, und die Köpfe würden der „Zerstörung der vier Relikte“ (Kampagne) zum Opfer fallen und geschmolzen…

 

Netizen „Blauer Mond“ aus Chongqing ist eher pessimistisch:

 

Erst wenn die beiden Kulturgüter im Beijinger Museum stehen, kann ich mich wirklich darüber freuen. Falls aber Frankreich uns manipuliert hat, nur um unsere Zusage zu bekommen, dann denke ich, muss es sich bei unserer Flugzeug-Bestellung (als Konsequenz) auch nur um eine (reine) Absichtserklärung handeln. Warten wir das Ganze mal ab.我冷静,我要 看到 真正 这两件 文物 搁在 北京的博物馆 我才 真正的高兴。不过,如果 法国 忽悠我们的话,我想 ,空客的订单 也 一定 是个 购买意向而已。我们拭目以待。

 

 

 

Zum Weiterlesen

 

Johnny Erling: „Chinas Rote Fahne und 60 Airbusse für Hollande“, Die Welt, 25.04.2013

 

Olga Grimm-Weissert: „Chinesisches Kulturgut – Eigennütziges Geschenk“, Handelsblatt, 6.05.2013

 

Return of bronze heads welcomed“, Global Times, 27.04.2013

 

Scheherazade Daneshkhu: „Pinault family offers to return bronze heads to China“, Financial Times, 30.04.2013

 

Artefacts – Taking heads“, The Economist, 18.05.2013

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